Interview mit Faith & The Muse:

Der Beginn einer neuen Ära

Die Gothic-Formation Faith & The Muse hat eine neue Veröffentlichung am Start, wobei keiner der Songs als wirklich neu zu bezeichnen ist. Auf der Doppel-CD „Vera Causa“ findet sich eine Mischung aus Remixen und Akustik-Versionen alter Songs sowie bisher unveröffentlichtem Material (ausführlich besprochen in den ragazzi-Reviews).
Per E-Mail hatte ich Gelegenheit, Monica Richards und William Faith unter anderem nach ihren Beweggründen für ein solches Albumkonzept zu befragen.


ragazzi: "Bei eurer neuen Platte handelt es sich um eine Compilation. Welche Gründe führten nach erst drei regulären Alben zu dieser Entscheidung?"
Monica: "Es ist eine Platte für die Fans. Wir hatten „Vera Causa“ seit 1998 geplant, hatten allerdings erst jetzt genügend Material zusammen. Wir wollten unsere Songs auf eine andere Art präsentieren."
William: "Es ist gleichzeitig der Abschluss einer Ära. Unsere Musik hat sich weiterentwickelt und wir wollten einen würdigen Abschluss dessen, was wir bisher gemacht haben. Und genau das ist „Vera Causa“."
ragazzi: "In euren Songs finden sich keltische und walisische Einflüsse. Was fasziniert euch an dieser Kultur und welche anderen Einflüsse gibt es?"
Monica: "Die Einflüsse finden sich hauptsächlich auf dem Album „Annwyn, Beneath the Waves“ (1996) und haben zu tun mit der Forschung, die mich damals beschäftigte. Wales fasziniert mich, weil es eine Kultur besitzt, die im Jahre 200 n.Chr. erobert und seitdem am Leben gehalten wurde durch eine eigene Symbolik und Geheimhaltung. Dahinter steckt eine große Stärke. Außerdem stammt die Familie meines Vater aus Wales! Andere Einflüsse sind die Musik aus Romantik und Renaissance, multikulturelle „Tribal-Musik“ und unsere eigene Punk-und Deathrock-Vergangenheit."
ragazzi: "Ihr seid oft und ausgiebig auf Tour. Ich denke, dass dies auf Dauer sehr anstrengend sein kann. Warum steht ihr so häufig auf der Bühne?"
Monica: "Es ist schlicht und einfach die Lust, live zu spielen."
William: "Es gibt keine bessere Möglichkeit des direkten Kontaktes zu unseren Fans. Es ist eine einzigartige Beziehung und wir brauchen diese Art der Kommunikation."
ragazzi: "Plant ihr demnächst eine Tour? Wann können wir euch in Deutschland erleben?"
William: "Wir werden nicht vor Veröffentlichung des nächsten Studioalbums unterwegs sein. Es soll im Herbst 2002 erscheinen, gefolgt von einer Tour im Frühjahr 2003."
ragazzi: "Was kann man in Bezug auf die neue Platte erwarten?"
William: "Nur soviel: sie wird sich definitiv von dem unterscheiden, was wir bisher gemacht haben."
ragazzi: "Wie würdet ihr die momentane Beziehung zwischen euch beiden beschreiben?"
Monica: "Sie ist besser und stärker als je zuvor. Es ist eine Beziehung, die darauf beruht, den anderen als Künstler und Individuum zu respektieren."
William: "Unsere Musik hat unsere Beziehung immer ziemlich ehrlich widergespiegelt. Hinter uns liegen schwierige Zeiten, die uns jedoch gestärkt haben."
ragazzi: "Was inspiriert euch?"
Monica: "Nachrichten, Musik, Mythologie, Geschichte, Filme, visuelle Kunst, Träume..."
William: "Letztlich inspirieren wir uns gegenseitig."
ragazzi: "Wie entstehen eure Songs? Hat sich dabei jeder von euch auf bestimmte Dinge spezialisiert?"
Monica: "Ich schreibe oft einen Text und um ihn herum entsteht eine Melodie oder ein Rhythmus. Entweder singe ich meine Melodien oder ich benutze einen Recorder oder ein Klavier."
William: "Es läuft jedes Mal anders ab."
ragazzi: "Transportieren eure Songs Botschaften? Welche?"
Monica: "Ich möchte mit unserer Musik einen tieferen Sinn ins Leben bringen und an die Vergangenheit erinnern. Unsere Musik ist eine Art Vermächtnis. Es gibt so etwas wie Zeitlosigkeit in einigen Melodien und Texten."
ragazzi: "Faith & The Muse steht nicht nur für Musik, sondern auch für Theater. Welche Idee steckt dahinter, Musik nicht nur einfach zu spielen, sondern aufzuführen? Woraus besteht das „Faith & The Muse-Theater“?"
William: "Wenn man auf ein Konzert geht, kommt man nicht allein wegen der Musik. Die könnte man auch zu Hause auf seiner Stereoanlage hören. Man hat seine Augen dabei und möchte etwas SEHEN. Vor diesem Hintergrund haben wir immer versucht, die Bilder unserer Songs auf der Bühne zu Leben zu erwecken. Wir möchten, dass unser Publikum darin eintaucht und diese Momente mit uns lebt. Wir benutzen alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um die Ästhetik unserer Kunst umzusetzen. Das ist manchmal viel Arbeit, aber eine andere Möglichkeit gibt es für uns nicht."
ragazzi: "In dem Booklet zur neuen CD steht geschrieben, dass sich der Blick auf euer Leben und eure Träume seit 1999 verändert hat. Woher rührt diese andere Sichtweise und was steckt dahinter?"
Monica: "1998 haben wir viele unserer Freunde und auch einige Familienmitglieder verloren, wodurch wir uns stark verändert haben. Es war Trauer in uns, aber auch das Verlangen, den Sinn der Verluste auszudrücken. Wir nahmen uns Zeit innezuhalten und uns an unsere Liebsten zu erinnern."
William: "Es ist leicht, deinen Weg zu verlieren. Manchmal musst du anhalten, um deinen Weg wiederzufinden. Manchmal vergisst man die wichtigsten Dinge im Leben und die Welt wird ein verdammt dunkler Ort. Wir mussten einfach anhalten, um einige Lichter zu entzünden."

Stefan

    




Zurück