Dream Theater

"Wenn Dream Theater drauf steht, ist kein Mainstream drin"

Das neue Album von Dream Theater "Train Of Thought" hat es in sich: Es klingt alles andere als "Dream Theater"-typisch - ungewöhnlich heavy aber doch um einiges mainstreamiger als die bisherigen Alben der Band. Drummer Mike Portnoy sieht das nicht so: "Das Album klingt eben nicht wie irgend eine ältere Platte von uns. Das ist jetzt Dream Theater 2004", verriet der 36-Jährige im ragazzi-Interview.




ragazzi: "Euer neues Album "Train Of Thought" klingt sehr Dream Theater untypisch. Ist das ein neuer Weg, den die Band jetzt betritt?"
Mike: "Nein. Jedes Album, das wir aufnehmen, unterscheidet sich von dem davor. Das nächste Album wird mit sicherheit wieder ganz anders klingen, als "Train Of Thought". Jetzt ist 2004 - und so klingt auch das Album. Wir wollten schon immer mal ein richtig hartes Album aufnehmen und das haben wir jetzt getan."
ragazzi: "Auf den letzten Alben hatte euer Keyboarder Jordan Rudess viel zu ackern. Auf dem Neuen hatte er nicht so viel zu tun. Wie hat er denn darauf reagiert?"
Mike: "Das stimmt so nicht. Er spielt nur anders - mehr versteckt und mit anderen Sounds. Aber Jordan hat nach wie vor gut zu ackern. Aber es stimmt soweit, dass Jordan auf "Train Of Thought" wirklich ungewöhnliche Sachen spielt."
ragazzi: "Würdest Du sagen, dass das Album mainstreamiger ist? Euer Sänger James experimentiert viel, teilweise klingt Dream Theater sehr stark nach Linkin Park oder Limp Bizkit."
Mike: "Ich weiß nicht, was Du mit Mainstream meinst - wenn Dream Theater drauf steht, ist kein Mainstream drin. Wir machen immer noch 12-Minuten Songs und das kann man nicht als Mainstream bezeichnen. Es ist auch völlig egal, ob James rappt oder irgend ein Girl singt - Dream Theater ist alles andere als typischer Mainstream. Wir haben den Gesang einfach an die Musik angepasst, das ist alles."
ragazzi: "Wie weit würdet ihr gehen, um einen richtigen Chart-Hit zu landen?"
Mike: "Wir machen unsere Alben. Was dann mit ihnen passiert, liegt nicht mehr in unserer Hand. Wir haben bisher auf jeder Platte ein paar Songs gehabt, die auf jeden Fall im Radio hätten laufen können, aber wir waren nie wirklich scharf darauf, einen Hit zu landen. Wir konzentrieren uns lieber auf ein komplettes Album, als auf eine Single."
ragazzi: "Was haltet ihr als gestandene Musiker denn von Formaten wie Star-Search oder Popstars, in denen aus Nobodys Platten-Millionäre werden?"
Mike: "Das ist toll für die. Gratulation. Aber Leute wie die, also diese One-Hit-Wonder, verschwinden ganz schnell wieder von der Bildfläche. In einem Jahr spricht keiner mehr von denen, Dream Theater gibt es jetzt schon fast 20 Jahre Jahre. Trotzdem hat uns das richtig sauer gemacht, als wir gesehen haben, dass ziemlich untalentierte Leute, die eigentlich nichts können, Millionen verdienen. Wir haben uns gefragt, warum die so viel Kohle scheffeln, während wir - als "echte" Musiker - nicht so viel verdienen. Wenn man es aber nüchtern sieht, haben wir uns für den langen und harten Weg entschieden, aus dem Nichts groß zu werden und es gibt uns jetzt seit 18 Jahren und wir können gut davon leben. Die Popstars werden jetzt ein Jahr lang abgreifen und in 10 Jahren sind die pleite. So gesehen finde ich, dass wir eindeutig besser dran sind."
ragazzi: "Ihr startet am Samstag eure Deutschland-Tour. Was kriegen eure Fans denn zu sehen?"
Mike: "Wir haben die besten Fans, die man sich wünschen kann. Die haben uns von Anfang an großartig unterstützt, deswegen wollen wir ihnen auch etwas zurückgeben. Wir haben den Kopf voll mit unseren Songs - jede Show wird anders sein, wir werden kein Set doppelt spielen, sondern immer das ein oder andere Stück auswechseln. Dafür haben wir vor der Tour noch mal ziemlich viel geprobt. Jetzt stellen wir jeden Abend aus ungefähr 50 Songs eine drei Stunden-Show zusammen. Das ist das Eine - dann haben wir noch eine bombastische Lichtshow und Videoleinwände dabei. Wir haben also einiges zu bieten."
ragazzi: "Wenn jemand noch nie etwas von Dream Theater gehört hat; warum soll er auf eure Shows kommen?"
Mike: "Weil wir eine Band sind, die es so nicht oft gibt. Wir sind alle fünf Profimusiker und nehmen unsere Instrumente sehr ernst - uns selbst zwar nicht, aber das ist ja auch nicht schlimm. Nein, Spaß beiseite. Eine "Dream Theater"-Show ist nicht nur ein Konzert, sondern wir mischen auch theatralische Momente mit hinein und versuchen, immer alles zu geben. "Dream Theater" heißt nicht, besoffen auf der Bühne zu stehen und Girls abzuschleppen, sondern wir wollen Musik machen. Das ist alles, worum es sich bei uns dreht: Die Musik."

Björn Widmann




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