De/Vision

Nur der gute Song zählt.

Und gute Songs gibt es auf dem neuen Album der Wahlberliner De/Vision reichlich.

Seit zwölf Jahren im Synthi-Pop-Genre aktiv, sind De/Vision nach dem eher ungewöhnlichen Album "Void" diesmal zu melodiöseren Ufern aufgebrochen. Die neue Platte der Band, nach der Trennung von Markus zum Duo geschrumpft, und daher mit "Two" betitelt, ist eine Aneinanderreihung von schmeichelnden Ohrwürmern. Inmitten hektischer Betriebsamkeit im Backstagebereich des M'era Luna Festivals in Hildesheim traf ragazzi den De/Vision-Keyboarder und Texter Thomas, um mit ihm über das neue Album zu sprechen.
ragazzi: "Die neuen Songs klingen sehr melancholisch. Ist "Two" eine traurige Platte? Und wovon handeln die Lieder?"
Thomas: "Wir sind nun mal keine Tritratrullalla-Band. Von daher klingen unsere Songs schon etwas ernster. Beim Texten lasse ich mich von der Musik beeinflussen. Die ist bei uns immer zuerst da. Meine Texte handeln zumeist von ernsten und privaten Dingen."
ragazzi: "Ist "Two" ein Konzeptalbum?"
Thomas: "Fast. Es geht jedenfalls um ein Thema: Die Frage nach dem Gegenpart. Egal in welcher Hinsicht. Ich handle aber keine großen philosophischen Fragen in den Texten ab. Alles ist auf die zwischenmenschliche Ebene bezogen."
ragazzi: "Welche Gründe führten zur Trennung von Markus?"
Thomas: "Das beruhte zum Teil auf musikalischen Differenzen zwischen Markus und unserem Komponisten und Sänger Steffen. Markus wollte immer seinen Geschmack durchsetzen. Auch in Hinblick auf das Styling der Band und anderer Sachen."
ragazzi: "Das Synthi-Pop-Genre ist aufgrund seiner Instrumentierung in engen Grenzen gefangen. Was tut eine Band wie De/Vision um sich von anderen abzuheben?"
Thomas: "Genregrenzen gibt es nur dann, wenn auch der Geist begrenzt ist. Selbst in der Rockmusik hört sich vieles gleich an. Was zählt, ist nur der gute Song. Egal mit welchen Instrumenten er gemacht wurde. Egal wovon du dich beeinflussen lässt. Auf der "Void" haben wir z.B. mit Drum'n'Bass-Sachen gearbeitet. Andere Bands ändern seit Jahren überhaupt nichts an ihrem Stil und sind trotzdem super erfolgreich, siehe Wolfsheim."
ragazzi: "Was macht einen guten Song aus?"
Thomas: "Er muss eine Melodie haben die im Ohr bleibt. Er muss in Erinnerung bleiben und mitgepfiffen werden. Und er muss eine tolle Atmosphäre verbreiten."
ragazzi: "Und wie schreibt man so einen Song?"
Thomas: "Entweder man hat's, oder eben nicht. Jedenfalls kann man das nicht planen. Abgesehen von den Produzenten dieser One-Hit-Wonder. Aber die sind austauschbar und schnell wieder vergessen. Die Songs unserer neuen Platte muss man schon drei, vier Mal hören, damit man merkt wie gut sie sind."
ragazzi: "Nun klingen die Songs alle sehr schön und homogen, aber es fehlt ein Titel der so richtig heraussticht..."
Thomas: "Das stimmt. Wir hatten deshalb auch Probleme eine Single zu bestimmen. Da müssen ja Club-, Radio- und Videotauglichkeit berücksichtigt werden. Letztendlich haben wir uns für "Heart-Shaped Tumor" entschieden."
ragazzi: "Welche Erfahrungen habt ihr mit den Medien wie Radio und Musikfernsehen gemacht?"
Thomas: "Einige Radiostationen spielen uns, z.B. Eins Live. Von den Musiksendern hören wir immer dasselbe Argument: Das Video sei zu düster. Da zeigt MTV aber ganz andere Sachen. Doch guck dir an was da läuft. Die mögen uns eben nicht."
ragazzi: "Nach dem Album "Void" waren viele Fans ja etwas irritiert, ob der ungewohnten Klänge. Mit welchen Erwartungen geht ihr die Veröffentlichung der neuen Platte und die damit verbundene Tour an.?"
Thomas: "Wir als Band können nun mal nicht zehn Jahre lang dasselbe machen. Und als Künstler können wir nicht nur Geradeaus schauen. Das müssen die Fans akzeptieren und sie sollten sich genauso verhalten. Natürlich schreien sie nach "Try To Forget", aber wir wollen ja auch die neuen Songs spielen. Jeder der vernünftig denkt, öffnet sich für neue Einflüsse. Und diese Szene ist groß genug, um viele Stile zu reproduzieren. Trotzdem sind wir auf unsere Fans angewiesen. Für sie haben wir uns jahrelang den Arsch aufgerissen. Unser gutes Verhältnis zueinander kommt schließlich nicht von ungefähr. Wir gehen vor und nach den Gigs ins Publikum und unterhalten uns mit den Leuten. Das ist sehr wichtig. Und wer macht das heutzutage sonst noch..."
 

LARS




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