DESPAIRATION



"Musik ist ein Teil von uns"

Die ausgelatschten Pfade bekannter Musikstile zu verlassen, bedeutet den Mut für Neues zu haben. Eine Tugend, die viel zu oft gescheut wird. Denn dieser Weg ist steinig. Despairation haben sich getraut und mit "Songs Of Love And Redemption" eine wundervolles Kleinod moderner Rockmusik geschaffen. Was lag also näher, als sich mit dem Sänger Sascha Blach zum Interview zu verabreden.

ragazzi: "Wie muss man sich die Arbeitsweise von Despairation vorstellen?"
Sascha Blach: "Unser Gitarrist Martin denkt sich meistens die Melodien aus und erarbeitet die dann am Computer. Parallel dazu schreibe ich meine Texte. Dann treffen wir uns, arbeiten gemeinsam weiter an den Stücken und schreiben die Arrangements. Christian (Piano/Syntheziser) und Christoph (Bass) kriegen dann die Demos, zu denen sie ihre Instrumentallinien entwickeln. Im Studio wird das Ganze noch mal aufgearbeitet und veredelt, bis wir damit zufrieden sind."
ragazzi: "Euer Album strotzt nur so von unterschiedlichen Elementen und Einflüssen. Woher kommen die und wie kriegt man die alle unter einen Hut?"
Sascha Blach: "Wir sind alle sehr offen und lassen uns nicht auf bestimmte Schubladen festlegen, oder als Teil einer einzigen Szene sehen. Ich bezeichne das immer als eine Art Reise durch den musikalischen Kosmos. Man weiß nie, wo man als nächstes hingelangt. Es ist uns sehr wichtig, die unterschiedlichsten Einflüsse auf einer CD zu verarbeiten. Denn für den Hörer ist es doch langweilig, wenn jedes Lied auf einer CD gleich klingt. Viel spannender ist es doch, wenn man jedes Lied intensiv hören muss und dabei viel entdecken kann."
ragazzi: "Ich kann mir aber vorstellen, dass viele gar nicht intensiv zuhören wollen. Sondern lieber oberflächlich und schnell konsumieren."
Sascha Blach: "Wir bewegen uns natürlich auf einem sehr dünnen Grat. Wenn du jemanden hast, der nur in festgefahrenen Schubladen denkt... Vielleicht haben wir dadurch schlechtere Chancen. Das Problem ist aber, dass viel zu viel veröffentlicht wird. Da muss man einfach zu 'ner Schublade greifen, um den Leute klar zu machen, was für Musik das ist. Aber egal wie die Kritiken auf unser Album sind. Wir werden auf jeden Fall unser eigenes Ding durchziehen. Das ist uns einfach wichtig."
ragazzi: "Dem Entstehungsprozess des Albums nach zu urteilen, hast du mit Martin das Zepter in der Hand. Seid ihr eine Band aus Individualisten?"
Sascha Blach: "Mittlerweile schon. Wir haben als richtige Band angefangen. Da waren wir noch Schüler und haben jede Woche regelmäßig geprobt. Jetzt wohnen wir aus Studiengründen weit auseinander und schicken uns daher MP3s oder gebrannte CDs hin und her. Zusammen kommen wir erst im Studio. Aber das ist eine sehr angenehme Arbeitsweise. Wir sind dann sehr konstruktiv und produktiv."
ragazzi: "Wie groß ist da die Toleranz untereinander?"
Sascha Blach: "Martin und ich sind schon die Köpfe der Band. Die anderen Beiden halten sich da sehr zurück. Wir haben natürlich alle unterschiedliche Einflüsse und Vorstellungen. Aber man trifft sich immer in der Mitte und das macht es spannend."
ragazzi: "Kannst du konkrete Einflüsse nennen?"
Sascha Blach: "Wir kommen ja ursprünglich aus dem Metal. Aber da gab es für uns keine neuen Ausdrucksmöglichkeiten mehr. Martin ist zum Beispiel ein großer Jazz-Fan. Ich beschäftige mich viel mit elektronischer Musik, aber auch mit Gothic und Metal. Bands die wir alle mögen sind Pink Floyd oder R.E.M."
ragazzi: "Liest man die Namen eurer Songs, bekommt man den Eindruck, dass sich fast alles um Magie, Schamanismus, Trance und ähnliche Themen dreht. Oder täuscht das?"
Sascha Blach: "Das ist mir beim Schreiben noch nicht aufgefallen. Aber mit einigem Abstand habe ich gemerkt, dass sich die Themen "Love and Redemption" (Liebe und Erlösung), nach denen das Album auch benannt wurde, wie ein roter Faden durch alle Songs ziehen. Mit Erlösung meine ich aber nicht den Tod, sondern Begriffe wie Traum, Trance oder Rausch. Die Texte beschreiben eine Flucht aus der Realität in eine andere Welt. Daher auch der Song mit dem Schamanen. Weil sich die Schamanen unter dem Einfluss von Drogen in einen anderen Bewusstseinszustand versetzen. Und im Idealfall zu einer Verschmelzung vo Ichbewusstsein und dem Kosmos kommen. Das ist eine sehr interessante Thematik."
ragazzi: "Sind das Themen, die dich persönlich begleiten?"
Sascha Blach: "Das ist eine Interessenwelt. Ich setze mich nicht unter Drogen und versuche schamanische Reisen nachzuvollziehen. Aber ich lese viel darüber und daher inspiriert mich das natürlich."
ragazzi: "Worauf legst du besonders großen Wert beim Schreiben der Songs?"
Sascha Blach: "Auf schöne Melodien und auf Atmosphäre. Aber auch, dass man immer wieder was Neues probiert. Doch wie schon gesagt: Wir lassen uns nicht festlegen. Wenn wir eine ungewöhnliche Idee haben, sind wir da sehr offen und werden das verwenden. Wir sind auch in Zukunft noch für die eine oder andere Überraschung gut."
ragazzi: "Was kannst du den Leuten, die jetzt neugierig geworden sind, noch mit auf den Weg geben?"
Sascha Blach: "Die Leute sollen offen an unser Album ran gehen. Wenn man sich die Zeit nimmt, sich mit der Musik auseinander zusetzen, kann sie jedem irgendwie gefallen. Uns ist die Musik sehr viel Wert. Und ich glaube auch, dass sie anderen Leute viel bedeuten kann. Es wäre mir auch wichtig, dass die Menschen damit Emotionen verbinden und die Musik nicht nur cool finden. Musik bedeutet uns einfach mehr als nur Unterhaltung. Sie ist ein Teil von uns."
ragazzi: "Vielen Dank für diese abschließenden Worte."

Lars




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