DEIN SCHATTEN

Welches Label wagt sich auf's "Ewige Eis"?

Wenn jemand, der schon in den 70ern weltweite Erfolge mit der Psychedelic-Rock-Band Guru Guru feierte, plötzlich dunkel-melancholische Töne anschlägt, kann man verschiedenes Mutmaßen. Wenn dann, wie im Fall von Dein Schatten, auch noch Parallelen zu Witt gezogen werden, ist schnell von Abklatsch die Rede. Dabei hat Dieter Bornschlegel alias Bornzero in Eigenregie ein großartiges Wave-Gothic-Album erschaffen, das viel zu gut und vor allem eigenständig ist, um sich mit Vergleichen plagen zu müssen. Jetzt muss nur noch eine Plattenfirma das Potenzial erkennen. Denn einen Vertrag gibt es bislang nicht. Ob sich das bald ändert und was Bornzero bewog diese Platte zu machen, erkundete ragazzi im Interview.
ragazzi: "In deiner musikalischen Vergangenheit hast du dich in fast allen Genres bewegt. Fehlte da nur noch die düstere Komponente?"
Bornzero: "Das ist einfach so passiert. Vor zwei Jahren, ich war mit meiner Familie im Urlaub, habe ich den Ussi (der jetzige Promoter Bornzeros) kennengelernt. Daraus entstand eine Freundschaft und irgendwann kam bei ihm, er war mal Grufti, der Wunsch auf, dass ich etwas in der Richtung machen sollte. Er hat mir dann was aus der Szene vorgespielt, aber dem konnte ich nicht viel abgewinnen. Ich kannte nur The Cure. Und das war nicht mein Ding."
ragazzi: "Wie ist es dennoch zu diesem Album gekommen?"
Bornzero: "Ich habe immer gesagt, ich mache Musik. Egal welche. Hauptsache sie kommt aus mir. Ich klaue nicht bei andern und für unbewusste Anleihen bei anderen Künstlern kann ich nichts. Irgendwann bin ich doch in den Proberaum gegangen und habe einen Song aufgenommen. Das war "Er kommt zurück". Ussi meinte der wäre Super. Und dass ich prädestiniert für diese Musik sei. Deshalb habe ich zwei weitere Songs gemacht und dabei fing es an Spaß zu machen. Ich merkte, es sind Ideen da."
ragazzi: "Du hast zwei Jahre an "Ewiges Eis" gearbeitet. Waren das anstrengende Jahre oder entwickelte das Projekt eine Eigendynamik?"
Bornzero: "Ja, es wurde eine Eigendynamik. Irgendwann hat es mich gepackt. Ich merkte, dass es geht und dass ich mich darin wiederfinde. Es sind dann so viele Songs entstanden, dass nur die Hälfte für das Album berücksichtigt werden konnte. Die Restlichen werden aber auf der Tour gespielt, die hoffentlich im nächsten Jahr stattfindet."
ragazzi: "Hast du im Laufe der Aufnahmen Kontakte zur Gothic-Szene geknüpft? Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Platte da sehr gut ankommen wird."
Bornzero: "Ich habe mich schon etwas näher mit der Szene befasst. Und irgendwie fühle ich mich da ganz schön wohl. Ich bekomme per Gästebuch auf der Website ein sehr positives Feedback. Von der Grundeinstellung gibt mir das mehr als die Psychedelic-Szene. Da kiffen die nur und das war's. Und in der HipHop-Szene wird nur groß rumkrakehlt."
ragazzi: "Du hast eine sehr witzige Coverversion von Suzanne Vegas "My Name Is Luca" gemacht..."
Bornzero: "Die Version entstand als ich schon sicher war, meinen eigenen Stil gefunden zu haben. Ich fand das Lied von der Vega klasse. Es hat eine nette Melodie und da habe ich einfach einen neuen Text drauf geschrieben. Zu meinem Erstaunen finden viele Frauen diesen Song gut. Das hätte ich nicht gedacht, denn es geht ja um Beißen..."
ragazzi: "Ist doch aber ironisch gemeint..."
Bornzero: "Na klar. Sie sehen den Sex dahinter, nicht die Gewalt."
ragazzi: "Es gibt noch kein Label, welches "Ewiges Eis" veröffentlichen will?"
Bornzero: "Es sind gerade einige Firmen auf mich zu gekommen. Das liegt wohl daran, dass viele meiner Songs im Ausland schon gespielt werden. Ich bekomme das meist durch Gästebucheinträge mit. Selbst in Amerika und Australien laufen die Titel. Ich glaube, da löst sich gerade ein Knoten."
ragazzi: "Woran scheiterte es bis jetzt?"
Bornzero: "Eine Begründung für eine Ablehnung lautete: "Wer soll denn das kaufen, das klingt doch wie Witt." Dieses Argument halte ich aber für hahnebüchen. Coke und Pepsi schmecken auch ähnlich und verkaufen sich beide gut. Ich hab mit Witt nichts am Hut. Wir haben höchstens dasselbe Alter und von daher vielleicht denselben Hintergrund. Aber außer "Die Flut" kenne ich gar nichts von ihm. Außerdem heißt es mein Album wäre keine Nischenmusik, sondern gehört auf den normalen Popmarkt. Dahin wo der Witt schon ist. Und das schreckt viele Labels ab."
ragazzi: "Wie wirst du dich entscheiden, wenn es konkrete Angebote gibt?"
Bornzero: "Es gibt eine Firma die Kontakte zu Witt hat und den Vorschlag machte, auf seiner nächsten Tour den Support zu übernehmen. Ich warte das erst mal ab. Denn eine Tour 2003 habe ich sowieso ins Auge gefasst. Und dann findet sich schon alles. Konzerte sind meine Domäne. Da bin ich zu Hause."
ragazzi: "Vielen Dank für das Interview. Ragazzi wird die Entwicklung von Dein Schatten mit großem Interesse verfolgen."

VM




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