Bob Drake

  Bob Drake spielt(e) in 5uu´s und Thinking Plaque. Auf unzähligen Alben ist er als Gast zu hören und unter seinem eigenen Namen hat er bisher 3 Alben veröffentlicht, die ungemein interessant sind. Zeit, einige (zugegeben ungeordnete) Fragen an ihn loszuwerden, die er ausführlich beantwortet hat.
Ragazzi: Deine Stimme ist der von Jon Anderson (Yes) sehr ähnlich. Bedeutet das für dich eher Freude oder Frust?
Bob Drake: Oh danke, das ist ein sehr großes Kompliment, aber es bringt auch eine Menge Frustration mit sich. Auf meinem ersten Solo-Album und auf 5uu´s "Hunger´s Teeth" (1994) habe ich das erste Mal solo gesungen. Ich hatte keine großen Erfahrungen als Lead-Sänger und so konnte ich nur in diesem Stil singen, vielleicht hatte ich die Stimmführung nicht richtig ausgebildet. Ich habe die Stimme von Jon Anderson stets geschätzt und so versuchte ich, auf die Art zu singen. Es war das einzige, was ich zu der Zeit konnte! Wenn ich mir jetzt die Alben anhöre, merke ich, dass ich zu vorsichtig mit dem Singen war. Es dauert eine Zeit, bis du deinen eigenen Gesang gefunden hast. Ich habe all die kleinen Schritte des Lernens getan, während wir die Alben aufgenommen haben und als ich mit Freunden in der Garage oder im Keller gespielt habe.
Ragazzi: Magst du die Musik von Yes?
Bob Drake: Ja und nein. Einiges mag ich, aber ich kenne nicht alles.
Ragazzi: Welche Musik inspiriert dich? Deine Solo-Alben klingen, als würden Yes und Thinking Plaque gemeinsam avantgardistischen Country spielen.
Bob Drake: Ich mag keine Musik spielen, die zu sehr in eine Kategorie passt. Ich finde es immer gut, die Leute zu wecken, sie aus ihren Vorstellungen zu reißen, damit sie nicht nur ihren kleinen Stil hören. Ich habe nie Country gehört vor 1990, aber unerklärlicher Weise kam etwas davon in meinen Songs vor, als ich solistisch arbeitete. Erst nachdem ich meine erste Platte gemacht hatte, begann ich mich für Country (Bluegrass und Cajun) zu interessieren, echt wahr. Schließlich habe ich eine Menge von diesem musikalischen Gebiet gelernt, was mir auch geholfen hat, zu eigener Musik zu finden... was immer meine eigene Musik ist.
Ragazzi: Arbeitest du an neuen Songs?
Bob Drake: Ja, ich werde in einigen Projekten nächstes Jahr teilnehmen. Zum einen an Stevan Tickmayer´s neuem solo Album und auch bei Lukas Simonis. Eine Menge anderer Dinge kommen auf mich zu, verschiedenes aufzunehmen und zu mixen, ich weiß jetzt auch nicht genau, was.
Ragazzi: Ich habe gehört, das nächstes Jahr eine neue Thinking Plaque CD erscheinen soll...
Bob Drake: Wirklich? Da weißt du mehr als ich. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, so schnell schon wieder ein neues Album nachzulegen, aber es wäre schön, wenn sie es tun würden.
Ragazzi: Was machen deine solo Ambitionen?
Bob Drake: Ich habe gerade die Arbeit an meinem neuesten solo Album beendet, ich denke, das ich es "The Skull Mailbox" nennen werde. Ich hoffe, dass es im September erscheinen kann, dass ich ein Label finde, dass sich ReR (www.megacorp.u-net.com) dafür interessieren wird. Ich habe schon die Idee für das nächste Album, aber ich werde erst im nächsten Jahr daran arbeiten.
Ragazzi: Hast du schon die neue 5uu´s CD gehört? Was denkst du darüber?
Bob Drake: Ich denke, es ist sehr interessant aber noch nicht ausgereift in den Arrangements. Aber vielleicht ist es genau das, was Dave Kerman will. Es ist anders als die früheren 5uu´s Alben. Vielleicht aber nicht anders genug!
Ragazzi: Welche Musik hat dich eigentlich inspiriert, beeinflusst? Und wie hat sich das über die Jahre geändert?
Bob Drake: Mein erster musikalischer Eindruck kam von den Beatles. Das lag daran, dass meine Mutter sie über alles liebte und ständig die Alben hörte als ich 5 Jahre alt war, Anfang der Sechziger. Sicher machte damals auch die Musik der "Outer Limits TV Show" großen Eindruck auf mich. Als ich älter wurde, mochte ich vor allem Rockmusik, die fetzig (gritty) und funky war. Musik war für mich immer eine ganz natürliche Sache. Ich lernte auf der Gitarre meiner Schwester, lernte die Basisgriffe autodidaktisch. Ich bekam ein Drumset von einem Freund und konnte eine Zeit lang die Finger nicht davon lassen. Mit ein paar Freunden habe ich stundenlang in der Garage gejammt. Das war 1970. Das erste Album, das einen großen Eindruck auf mich machte, war Fragile von Yes, das ich 1972 hörte. Es war auch das Album, das mich zum Bass verschlug, speziell der Song "South side of the sky". Wie dieser Bass gespielt wurde und wie der Ton geklungen hat, so metallisch und brummend. Das nächste Album, das einen großen Einfluß auf mich ausübte, war "Unrest" von Henry Cow, das mir 1974 in die Finger kam. Ich hatte keine Ahnung, wer die Band war und nie vorher von ihnen gehört, ich hatte das Album nur gekauft, weil ihr Name so lustig war und mir das Cover gefiel. Dann kamen die Art Bears mit "Hopes and Feares" 1979. Bis 1978 hatte ich immer in der Stadt gelebt, in der ich geboren war, einer kleinen Stadt im Nord-Osten von Illinois. In dem Jahr zog ich nach Denver um und all die Musiker, die mich in den 80ern begeisterten, lebten dort: Mike Johnson, Bruce Odland, Mark Fuller, Eric Moon, Susanne Lewis, Mark McCoin. Es gab dort eine sehr aktive und lebendige Szene, in der die Bands stetig ihre Mitglieder wechselten. Wir haben uns alle gegenseitig angestachelt, neue Sachen zu lernen und als Musiker immerwährend zu wachsen. 1989 zog ich nach LA um und wurde Toningenieur für Rap und Hip Hop Bands, eine Art Musik, die ich vorher nie so recht wahrgenommen hatte. Ich habe es sofort gemocht und eine Menge darüber gelernt, das war also der nächste große Eindruck. Zu der gleichen Zeit begann ich mich für die traditionelle amerikanische Musik zu interessieren, vor allem für Fiddle Stücke, Cajun, Blue Grass, zeitgenössische Banjo Musik und so weiter. All dies hat Einfluß auf die Musik, die ich mache. Und ich versuche weiterhin, wahre Musik zu finden.
Ragazzi: Deine letzte Platte habe ich noch nicht gehört. Ist sie mit den beiden früheren solo Sachen zu vergleichen?
Bob Drake: Oh, sie ist definitiv anders, ich hoffe, anders genug, so dass es nicht wie die anderen Alben klingt. Es ist mein Favorit unter meinen eigenen Alben, aber wenn ich ein neues Album mache, werde ich trotzdem versuchen, alles wieder neu und anders zu machen.
Ragazzi: Du bist nicht mehr der Jüngste - ich habe die Fotos gesehen. Das ist gar nicht übel, so hast du schon sicher lange über Rockmusik nachgedacht. Was denkst du eigentlich darüber - über diese ganze "Rockmusik"?
Bob Drake: Ich bin jetzt 42 Jahre alt und es geht voran! Und ich denke über Rockmusik nichts anderes, als dass es eine Form von Musik ist, die mich begeistert. Ich liebe den Sound, die Energie und die Kunst, es aufzunehmen. Was mich überhaupt nicht interessiert, ist der Lifestyle und der ganze Kram darum.
Ragazzi: Fühlst du dich der Rockszene zugehörig, oder wovon bist du als Musiker ein Teil?
Bob Drake: Ich fühle mich als Teil von überhaupt nichts und ich will auch kein Teil von irgendetwas sein. Ich mache nur das Zeug, das ich machen will, ich bin verrückt danach, es zu tun. Ich mache es um meinetwillen.
Ragazzi: Progressive Rock wird von den Kritikern gehasst. Avantgarde zwar nicht so sehr, aber auch. Was denkst du darüber?
Bob Drake: Ich denke nicht darüber nach. Ich beschäftige mich nicht damit. Die Presse soll tun, was sie will - alle Musik der Welt nach ihrem Schnittmuster behandeln.
Ragazzi: Wie arbeitet ihr eigentlich in Thinking Plaque. Bringt einer eine Komposition ein und die anderen müssen das Stück üben? Oder arbeitet ihr die Songs in Sessions aus?
Bob Drake: Mike Johnson hat mir seine Ideen gezeigt und wir haben sie gemeinsam ausgearbeitet. Ich habe meine Meinung dazu gesagt und wir haben die Stücke arrangiert. Normalerweise haben wir jeder ein Tape aufgenommen und uns die Sachen vorgespielt. So konnten wir das Arrangement nicht vergessen. Denn Mike wollte nichts aufschreiben, ich kann´s nicht lesen und wir konnten viel besser arbeiten, wenn wir uns die Tapes anhörten. Wenn Susanne Lewis dabei war, gaben wir ihr ein Tape mit den bisherigen Arrangements und sie brachte die Lyrics und jede Menge Vocallinien, Ideen für Gesangsarrangements und so weiter dazu. Einige der Songs von "In this life" wurden in der Gruppe ausgearbeitet, aber das war eher unüblich für uns, denn wir waren die wenigste Zeit eine feste Gruppe. Immerzu hauten uns die Musiker ab und wir mußten uns nach neuen umsehen... "This Weird wind" von "In Extremis" war in der Gruppe ausgearbeitet und arrangiert worden, jeder brachte eine Idee dazu. Wie die Band heute arbeitet, weiß ich nicht, aber Mike hat mir gesagt, das sie es jetzt anders machen als wir früher. Ich denke, sie spielen heute die Parts, die Mike ihnen aufschreibt. Aber frage lieber ihn selbst danach.
Ragazzi: Und wie machst du deine solistischen Sachen? Wie komponierst du? Denkst du dir diese verrückten Melodien einfach aus?
Bob Drake: Ich beginne immer damit, mir einiges auf Tape aufzunehmen, was ich auf der Gitarre spiele. Packe das Tape irgendwohin und vergesse es eine Weile. Später, wenn ich es wiederfinde, halte ich das meiste eher für Müll, aber einige Sachen finden meine Aufmerksamkeit, die werden dann die Basis für neue Songs. Andere Ideen kommen mir, wenn ich an Melodien und Arrangements arbeite. Manche Idee braucht eine lange Zeit, was zu werden oder sie wird nie etwas, anderes ist an einem Tag fertig aufgenommen, das ist sehr unterschiedlich.
Ragazzi: Ich habe auf deiner homepage (www.bdrak.com) gelesen, dass du mit einer Menge Bands spielst. Gehören die alle irgendwie zusammen oder sind das völlig unterschiedliche Musiker?
Bob Drake: Es sind sehr unterschiedliche Leute, die manchmal miteinander spielen und sich untereinander Tapes herumschicken. Wir sehen uns sehr selten! Es ist aber definitiv keine Szene oder so etwas, wir leben alle in verschiedenen Städten, Ländern und Kontinenten.
Ragazzi: Ich habe mir deine CDs über Internet bei ReR gekauft. Das ist sehr teuer. Gibt es auch eine billigere Möglichkeit, an die CDs heranzukommen?
Bob Drake: Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß nur, das ReR und Cuneiform die CDs verkaufen. Ich habe nicht die richtige Einstellung und Erfahrung dazu, CDs über die Post zu versenden. Ich würde es vergessen oder hätte nicht die richtigen Briefumschläge oder so was blödes. Ich bin auf diesem Gebiet völlig unorganisiert.
Ragazzi: Was denkst du über Thinking Plaque heute?
Bob Drake: Ich denke, ich bin immer noch irgendwie involviert auf verschiedene Weise, nicht als richtiges Mitglied der Band, es sei denn, Mike will mich für das nächste Album wieder haben. Thinking Plaque war immer eine unstetige Gruppe mit wechselnden Musikern, vielleicht bin ich eines Tages wieder dabei. Sicher ist, dass Mike und ich eines Tages wieder zusammen arbeiten werden.
VM



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