Nur 4 Songs und 27:56 Minuten stark ist das Debüt der jungen italienischen Crew Il Rumore Bianco. Eddy Fiorio (voc, synth), Thomas Pessina (keys, synth, voice), Michele Zanotti (g, ts), Federico Lonardi (g), Alessandro Danzi (b) und Umberto Sartori (dr) bringen uns mit ihren vier Songs auf Zeitreise in die frühen Siebziger - ohne aktuelle Qualitäten außer Blick zu lassen. ‚Schräger', quasi klassischer Italo-Prog wird geboten, der zwar noch etwas hölzern klingt, einiges an Geschmeidigkeit vermissen lässt und sich in einem Mix präsentiert, der deutlich verbessert werden kann, aber durchaus seine Qualitäten hat.
Die kantige Art in den Rockpassagen erinnert mich wie der Gesang an Deux Ex Machina, so wie diese auf ihren ersten Alben spielten, rau, roh, etwas unfertig, aber reizvoll.
Nach Opener "Tutto un Sogno (parte 1)" folgt mit "Il Vestito Buono" eine etwas mystischere Nummer, die im Refrain zu Pop tendiert, ihre einzelnen Passagen schön verzahnt, aber noch etwas gewollt wirkt. Stets habe ich das Gefühl, die Band traue sich nicht ganz ins Extravagante, obschon sie eigentlich schon da ist. Sehr schicke instrumentale Parts treffen auf fast Banales, manch flotte Idee löst sich in holzigem Gestolper auf - mein Tipp für die Band: jammen, bis die Finger bluten. Dann weiter spielen.
So viele gute Ideen, und in jedem stecken etliche, hier zu hören sind, fehlt noch die besondere raffinierte Note, der Kick, der völlig mitreißt. Zwar hat die großartige Nummer "Il Primo Attore" schon schickes Format, kann rocken und treibt Jazz ein, nimmt sich partiell aber selbst die Energie, lässt gute Ideen leer auslaufen, könnte weitaus mehr mit straffen Gitarreneinwürfen - und vor allem Rhythmusforcierung. Dennoch, der Song hat es in sich!
Nach den drei 6 Minuten langen Tracks folgen zuletzt 9 Minuten parte due des Openers "Tutto un Sogno". Und so, wie das Stück beginnt, weiß die Band, wie faszinierend raffinierende Strukturen klingen. Das balladeske Motiv zu Beginn ist schön verspielt und hat ausdauernde Energie. Und wenn sich daraus der instrumentale Teil schält, sind bis auf einige Kleinigkeiten - etwa das dröge Saxophon, die zu sehr verschleppte Forcierung, der maue Sound - alle Bestandteile schon mal sehr ansprechend. Der schwere Rock im Anschluss ist etwas unterbelichtet, erinnert strukturell an frühe Van der Graaf Generator, hört aber leider viel zu früh mit dem deftigen Rock auf und widmet sich einem unterenergischen Saxophonpart, der deutlich kerniger ausgeführt sein könnte. Die leise Epik am lyrischen Ende ist wieder sehr schön.
Die Punkte, an denen die Band unbedingt arbeiten muss: Saxophonsound, Gesang, Arrangement, Klang. Der Gitarrist könnte sich weitaus mehr einbringen, die starken Motive können länger ausgeführt sein, Forcierung könnte manchem Part mehr Kraft verleihen. Wenn es hier jetzt auch nicht so klingt, auf dem richtigen Weg sind sie.
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VM
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