Ice Blue Orchestra "Awake" (Larks Tongues Music, VÖ: 10/2009)

Hinter dem ästhetisch schicken Namen Ice Blue Orchestra verbirgt sich just ein Trio: Reiner Winters (key), H. H. Babe (b) und Holger Röder (dr) spielen instrumentalen Symphonic Rock mit Einflüssen aus der romantischen Klassik, aus Funk, Ambient, Jazz und Pop. Entspannte, lässig groovige, melancholisch verträumte Songs mit kniffligen Harmonien und schöngeistiger Melodik sind zu hören, manchmal in ihrer seichten und sanften Art fast schon Fernsehpausenhintergrundmusik.
Opener "Marbles and Sanddunes" beginnt perfekt, das Ping Pong vom Keyboard wird vom Schlagzeug ruckzuck aufgenommen, der Song hat angenehm drahtige Dynamik und flott-witziges Arrangement. Die technisch geschulte Band macht aus dem Stand einen sehr guten Eindruck, beweist ein begabtes Händchen, was Komposition und Arrangements betrifft und spielt seine Songs im Erbe von SFF (Schicke, Führs & Fröhling) und ELP (Emerson, Lake & Palmer) weitaus erwachsener und gefälliger als beide Bands, aber nicht ohne Reiz und Druck.
Keyboarder Reiner Winters steht im melodischen Mittelpunkt, von seinen Kollegen vital und ansprechend unterstützt. Holger Röder trommelt nicht hart und schüttelt auch nicht die komplexesten Rhythmen aus dem Ärmel, weiß seinen Part aber mit differenziert-ausdrucksstarkem Spiel dynamisch und lebhaft zu geben, während H. H. Babe (welcher Name sich wohl dahinter verbirgt?) zwischen Harmonie und Rhythmus moderiert.
In der Klangästhetik des Symphonic Rock sind die schnelleren Songs würziger, herzhafter, vitaler als die nachdenklichen, balladesk-lieblichen. Einige Tracks haben eine stärkere Pop-Note, etwa "Spring Overture", das über lässigem Groove flott dahin zieht.
Nicht zu leicht oder zu seicht, haben die 11 Songs auf "Awake" Kraft und Vitalität, Energie und Dynamik. Einen Longtrack gibt es auch, nach den 10 zwischen dreieinhalb und sieben Minuten langen Stücken folgt "Awake" mit über 10 Minuten Spielzeit. Symphonic Rock, Jazz und Funkpop machen den großen Groove, über vertrackten Takten schweben ätherische Tastenschwelgereien, von zackigen Keyboardharmonien unterfüttert und dem bissigen Bass scharf akzentuiert. Kein Klassiker, aber ausdrucksstark.
Die Münchner Band, hin und wieder auch live aktiv, hat 61 erwachsene, technisch geübte, handwerklich sehr gut gespielte, Rockhärte vernachlässigende Minuten in den 11 Songs auf ihrer CD verewigt. Ein wenig retro ist das Album gewiss, klangästhetisch aber eher zeitlos.

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VM



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