|
Helmet Of Gnats "Helmet Of Gnats" (Ambient Records)
|
Helmet Of Gnats und Ambient Records passen so zusammen, wie Shadowfax grandioses Werk "Watercourse Way" und Windham Hill Records. Die Musik des amerikanischen Quartetts ist kein Ambient Sound, sondern progressiver Jazzrock ganz besonderer Qualität. Chris Fox (g), Matt Bocchino (key), Wayne Zito (b) und Mark Conese (dr, perc) erproben nicht die Extreme der Komplexität, sondern die Verdichtung und Verzahnung der Harmonien, die Multiplikation der Rhythmen, die Dynamisierung und Variation der Themen.
Die 7 instrumentalen Tracks sind mit keinem Vorbild besonders verwandt. Eine Reminiszenz an Gentle Giant, eine Erinnerung an Chick Coreas Return To Forever, eine Spur Mahavishnu Orchestra, aber auch schon mal eine Spur Psychedelisches, indische Sitarklänge, ein bluesverwandtes Hammondsolo. Fabelhaft, wie die einzelnen Ideen verwoben sind, wie die Soli ineinander greifen, die vor allem von Gitarre und Keyboard gespielt werden. Der Bass hat hochmelodisches Spiel, stark jazzgeprägt und rhythmisch akzentuiert. Das Schlagzeugspiel ist nicht vordergründig technisch, aber heftig komplex. Keiner der Songs ist besonders hart, es geht nie in metallische Gefilde, wenn auch hin und wieder so ein grandioses Jazzmotiv im Gitarrensolo zum energiereichen Hardrock wird, der Rhythmus plötzlich doppelt schnell spielt, alles einem erregten Höhepunkt entgegenstrebt, nach impulsiven Eruptionen die Heftigkeit nachlässt und versponnene Lyrik das Motiv verdämmert, bis das Thema wieder aufgenommen und in andere Wege geleitet wird. Die Ballade "Crumbs" ist ein Mix aus Mittsiebziger Santana und slowakischem Jazzrock á la Fermata; ein bisschen Samba und Klassik im Blut, könnte der Track glatt aus den 70ern stammen, nichts daran ist neu, bis auf das Soundbild.
Einen eigentlichen Höhepunkt gibt es nicht, die CD ist über die ganze Länge eindrucksvoll und erregend. Das mystische Stück "Lesser Beings" in seinem schrägen elektronischen Klang geht vielleicht am tiefsten ein, hat aber nicht die rhythmische Faszination und harmonische Extravaganz der anderen Tracks. Doch die dreieinhalb Minuten leben von den einzelnen unbestimmbaren Tönen und der Jazzfigur des Basses. Nahtlos fügt sich die nervöse Jazzballade "Misfit Toys" an, deren 6 Minuten Moog und Synthesizer Raum geben, sich ins Gehirn zu bohren, wieder ganz im Kleid der Siebziger. Das harmonisch komplexeste Stück ist das themenreiche 13-minütige "Chimps in Space", das zwischen Chick Corea typischem Pianospiel und Symphonic Rock wechselt und die Solisten als begnadet einfallsreich präsentiert.
Die Band hat sich und uns einen Gefallen getan und die grandiose Musik auf Super Audio CD verewigt. Bleibt zu hoffen, dass die Band aktiv bleibt und an neuer Musik knobelt.
Unbedingter Tipp!
helmetofgnats.com
VM
Zurück
|
|