Heart of Cygnus "The Voyage of Jonas" (Astral Knight Records, 14.09.2012)

Die Helden reiten wieder. Ausgerüstet mit Astralschwertern, einem Wikingerschiff, einer schönen Lady, starken Männern mit Glatze & Vollbärten oder langem Kriegerhaar ziehen sie über alle stürmischen Meere in gefährliche eisige Weiten, in denen Frost & Tod lauern, aber eben auch die Fantasy-Geschichten, die jedem Abenteuer romantisches Flair geben und das "Gute" im Mann herausfordern, das "Böse" der Welt zu besiegen und die Welt zu befrieden.
Soweit, so, ja, OK, doch: gut.
Heart of Cygnus sind auf ihrem bereits vierten Kreuzzug. Sie nahmen "Utopia" ein, zogen "Over Mountain, Under Hill" und beschrieben "Tales From Outer Space". Jeff Lane (g, keys, voc), Jim Nahikian (dr), Rusty Kennedy (b) und Aldo Galatioto (g) rüsteten sich erneut, 66:51 Minuten lang 16 Abteilungen ihres neuesten Abenteuers zu bestehen.
Und ihr Resultat klingt, als wären die Stücke einem Computerspiel oder einer Fantasy-Hollywood-Produktion entsprungen. Die Band nahm Bombast, Pathos und Heldenmut zusammen, beeindruckende Symphonic-Hardrock-Epen zu entwerfen, die mitreißen, dass der Hörer mit klopfendem Herzen und aufgeregtem Innenleben dem schöngeistigen Werk folgt.
Nichts ist besonders wenig gelungen. Die Songs funktionieren, wenn "The Voyage of Jonas", dem klugen Jungen aus dem abgelegenen Dorf fern aller weiteren Zivilisation schlimme Hürden meistert. Perfekt: alles anhören, von Beginn bis Ende. In den Achtzigern und Neunzigern war solche Musik mit weitaus weniger kompositorischem Gehalt ausgefüllt, Metalhärte, Gitarrenposing, Double-Bass-Attacken und Heldengesang mit Counter-Stimme (hell, heller, am hellsten) präsentierten den immerwährenden romantischen Kampf um Gut und Böse. Der Kampf ist immer noch der Gleiche. Obschon immer wieder das Gute siegt, geht jede neue Story aus allem bösen, schlimmen Entree hervor.
"The Voyage of Jonas" ist nichts für Freunde des Old School Progressive Rock, der Avantgarde und allem, was im Windschatten von Jazz-Ähnlichkeit steckt. Melodic Rocker, Romantic Metaller und Symphonic Rocker bekommen hier ihre Volldröhnung. Wenn einige Partien auch fast schon peinlich sind ob ihrer pathetischen Erzählweise, so ist die Musik doch keineswegs blöd und fad, sondern hat erstaunlich Inhalt und Flair. Besser wäre allerdings, der Sänger sänge koreanisch oder eine uralte afrikanische Sprache: die Story ist wie der Keyboard-Poser-Anteil und einige zu jubilierende Songabteilungen nur für Fantasy-Jünger von Betracht.
Die Songs sind zwischen drei und viereinhalb, in einem Fall anderthalb, einem anderen über 8 Minuten lang und machen das Gesamtwerk ohne Pausen zu einem großen Ganzen, das ansprechend komponiert & arrangiert, handwerklich sehr gut gespielt und für sein Gehalt perfekt in Szene gesetzt wurde.
Mögen die Guten nie aussterben!

heartofcygnus.com
justforkicks.de
VM



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