Markus Hauke - Live am 7.10. 2006 in der Rommelmühle, Bietigheim-Bissingen

Als ich von Markus Haukes Solokonzert erfuhr, war ich sehr gespannt darauf seine neuen Kompositionen völlig unverfälscht von aufzeichnungstechnischer Reduktion erleben zu dürfen. Dazu kam noch die absolut imposante Rommelmühle, in deren Nachbarschaft sich die von einem freien Kulturverein betriebene Spielstätte befand, aus der Nähe betrachten zu können. Sofort nach Betreten der Räumlichkeiten fiel auf, dass sich im etwa 80 Köpfe zählenden Auditorium mindestens zehn Kinder zwischen sechs und neun Jahren befanden; umso erstaunlicher, als diese die ganze Spielzeit über (leider gab es keine Verlängerung) absolut ruhig und konzentriert waren. Das Konzert begann mit der 11.11 Minuten langen Komposition "Gu" für Gongdrum, die einen Durchmesser von mehr als einen Meter besaß. Besonders das große Spektrum an Obertönen war absolut verblüffend und wurde von Herrn Hauke schön herausgearbeitet. Überhaupt besaß sein Trommeln - er stand mit dem Rücken zum Publikum - Ähnlichkeit mit den Bewegungen eines Bildhauers. Nachdem der letzte (Ober-)Ton dieses Stückes verhallt war, gab der Komponist einige unterhaltsame Erklärungen (very dry) zu Stück und Trommel (Von drob´ vom Schwarzwalde kommt sie her.), um sich gleich darauf hinter sein Arsenal an Pflanzenmaterialien und Holzinstrumenten zu begeben. Unter Verwendung sämtlicher Teile spielte er das Stück "Von drauss´ vom Walde komm ich her", das exakt 22.22 Minuten dauerte. Erläuterungen zur Herkunft der einzelnen Spiel-Sachen, zu denen sogar diverse Samen und Blätter gehörten, ergänzten die ungewöhnliche und stellenweise hochvirtuose Darbietung. Nach der genauen Hälfte der Spielzeit, wie sich noch herausstellen sollte, war Pause. Allerdings erhielt das Publikum den Auftrag, die Stühle währenddessen um 180 Grad zu drehen, da sich der in der zweiten Halbzeit die "Hauptrolle" spielende Käfig, an dem eine Vielfalt an Metallinstrumenten aufgehängt war, ansonsten im Rücken der Zuhörer befunden hätte und wer hat schon gern den "Schalk" im Nacken! Da sich die Länge des nun folgenden Werkes "metalsoundscape" quasi von selbst erklärt, wenn man der Kunst des Addierens mächtig ist, wird dessen Minutenzahl nicht expressis zifferis genannt. Wesentlich beindruckender als dessen Dauer war das Schwingungsfeld zwischen dem Ausklingen einzelner Töne und gezielt gesetzten Interferenzen von live gespielten und mittels Band zugespielten Metallklängen, die dem Stück seinen besonderen Charme verleihen, der eindeutig in die meditative Richtung geht. Selbst die Moll-Pentatonik der Steeldrum passte perfekt in das asiatische Ambiente. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass Markus Hauke am 18. November mit Phase 7 in der der Hellerau in Dresden das postmoderne Gesamtkunstwerk "delusions" zur Aufführung bringen wird.


Review: Frank Bender
Foto: Anja Bruckner



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