Markus Hauke "schlagartig" (NCA 2000)

Der deutsche Percussionist Markus Hauke interpretiert auf seiner ersten Solo-CD fünf Titel aus dem "klassischen Repertoire, darunter auch eine Eigenkomposition. Bei "Thirteen Drums" des Japaners Maki Ishii bedient er sich dabei der namensgebenden Anzahl von Boobams, röhrenförmigen Trommeln, die einen octobanähnlichen Klang besitzen und teilweise über zwei Meter lang sind. Hochvirtuos bewegt sich Herr Hauke über die Boobams und spielt so die gesamte Klangpalette Ishiis, eines leider noch immer einem nur begrenzten Hörerkreis bekannten Komponisten, aus. "Richard; ausatmen…" entstammt der Feder von Markus Hauke und beweist bereits im Titel dessen ausgeprägten Sinn für Humor - bezieht er sich doch auf Richard Wagner, dessen "Ring" zweimal zitiert und dabei jeweils in einen neuen Kontext gestellt wird. Das Ambossmotiv aus "Rheingold" spielt er auf einem Becken, die Todesverkündung aus der "Walküre" übernehmen die Pauken. Im Begriff "ausatmen" kommt laut Kommentar Herrn Haukes die ganze Ambivalenz, die er gegenüber der Person Wagners und dessen Werk hegt, zum Ausdruck, denn sowohl ein bewunderndes "fuuuhhh" als auch ein verächtliches "pfff…" kann beim Verlassen kohlenstoffdioxidangereicherter Luft dem Munde entfleuchen. Der Amerikaner Bryan Wolf ist der Schöpfer von "… and our words mingle like tears", das er eigens für Markus Hauke komponierte; dieser Titel erweist sich in eindrucksvoller Weise als Hybrid aus elektronischen Sounds, die sich mit mannigfaltigen Metallklängen (Gongs, Klangschalen, Töpfe, Backbleche, Kuhglocken, Becken, Autofelgen, Bremstrommeln, Steeldrum etc.) mischen. Das ist Avantgarde in Reinform und mit über 25 Minuten ist auch die Länge traumhaft! (So etwas bekommt man bedauerlicherweise nicht alle Tage zu hören.) Im Anschluss wird es richtiggehend minimalistisch - John Cages "Composed Impprovisation" für Snare Drum ist an der Reihe; hier werden innerhalb des Stücks, bei dem der Interpret nach dem sich auf das I Ging gründende Zufallsprinzip quasi zum Ko-Komponisten avanciert, nahezu sämtliche spielerischen Möglichkeiten dieses Instruments ausgelotet. Den Abschluss bildet "Psappha" von Iannis Xenakis, das höchste Ansprüche an die technischen Fertigkeiten des Schlagwerkers stellt - Herr Hauke meistert sie mit Bravur und zeigt einmal mehr, dass er einen deutlich größeren Bekanntheitsgrad verdient hätte. Nach etwa 65 Minuten ist der Hörgenuß leider zuende, aber Kopf hoch, denn Markus Haukes zweite Solo-CD ist bereits in Arbeit!!!

markus-hauke.de
Frank Bender



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