Hamadryad "Live in France 2006" (Unicorn Digital 2007)

"Conservation of Mass" war Hamadryads überraschender Schritt auf die Progressive Rock Bühne im Jahr 2000. Das Album ist facettenreich und hat mit "Still They Laugh" einen echten Heuler drauf, der nicht mehr aus dem Kopf geht und der Band samt ihrer damaligen, äußerst begnadeten Stimme Jocelyn Beaulieu den Symphonic Pop Stempel aufgedrückt hatte, was ungenau beobachtet ist, ebenso könnte man IZZ entsprechend zeichnen. Beide Bands spielen modernen, von klassischem Symphonic Rock inspirierten Progressive Rock. Erst fünf Jahre später legte die Band ein neues Album vor. "Safe in Conformity" präsentierte die Band nur noch im Quartett, Beaulieu hatte die Band verlassen. Die verbliebenen Jungs waren bereits beim Debüt der progressive Teil gewesen, ihr Sänger wollte mehr ins Poppige gehen, weshalb er ausstieg.
Denis Jalbert (g, back-voc), Jean-François Désilets (lead-voc, b), Sébastien Cloutier (key, back-voc) und Yves Jalbert (dr) bewiesen mit dem Follow-Up weiterhin gute und sehr gute Qualität, nur dass kein Hit enthalten war.
2007 nun gibt es ein Livealbum der Truppe, auf dem Crescendo Festival 2006 in Frankreich aufgenommen. Die Songs sind ein guter Mix aus den beiden bisherigen Alben. Gegenüber den Studioversionen leiden Komplexität, Vielschichtigkeit, Energie und Spannung deutlich. Wo die Studioversionen einen sensiblen Wechsel aus lauten und leisen Passagen klar aufzeigen, geht es beim Livealbum viel kräftiger und rockiger zu. Zudem scheinen einige instrumentale Parts etwas verschleiert und unsauber gespielt. Beim vierten Hördurchgang wird mir deutlich, dass die Band die für sie bereits alten Songs mittlerweile gewiss anders spielen will und keinen Bock auf detailgenaue Interpretation hat. Zwar leidet die innere Spannung der Stücke so etwas, vor allem denen des ersten Albums. Doch die kraftvolle Rockdynamik des Livespiels holt einiges wieder rein. Die Songs sind flüssiger, energischer, kerniger, geradliniger und flotter. Die aufwändige komplexe Architektur der Stücke geht natürlich nicht baden, sondern ist nach wie vor zu hören, die Akzente sind jedoch verschieden. Vor allem "Amora Demonis" von "Conservation of Mass" bekommt live einen kraftvolleren und wilderen Eindruck. Ein Stück, das jedoch auf der ganzen Linie verloren hat, ist das zarte "Still They Laugh", dessen beide Parts hier zusammen zu hören sind. Zum einen fehlt dem Song DIE Stimme, zum anderen wirkt er live gespielt weit weniger überzeugend, fast wie runtergedudelt.
Dennoch, das Album hat es in sich. Die 77 Minuten haben guten Klang, wenn der Applaus auch gedoppelt klingt, was mit den Monitorboxen zusammenhängen kann.
Hamadryad-Fans werden wohl erstmal schlucken, wenn sie "Live in France 2006" hören, dann aber die CD dennoch überzeugend finden. Auf der Bühne ist halt nicht im Studio…

hamadryadmusic.com
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VM



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