Haboob "Haboob" (Reprise Records 1971/Malesch Records/Long Hair 2009)

Haboob war 1971 der Versuch, den amerikanischen Organisten Jimmy Jackson als Solokünstler zu etablieren. Jackson war da schon bekannt durch seine Mitarbeit in Tangerine Dream, Amon Düül II, Embryo und Klaus Doldingers Motherhood. Nach Deutschland gekommen war James (Jimmy) Jackson wie seine Haboob-Mitstreiter William D. Powell (g, voc) und George Green (dr, perc, voc) als Angehörige der US Army. Opener "Israfil" beginnt als Psychedelic Tour de Force, ein erstklassiger Einstieg. Der gute Eindruck kann sich die knappen 10 Minuten über nicht ganz halten, das dynamische erste Motiv geht in ein weitaus lockeres über, mit dem erfrischend kräftigen Trommeln verliert sich der Druck, damit jedoch geht der hinreißend entspannte psychedelische Part des Stückes auf. Jacksons Chororgel, ein selten gespieltes Gegenstück zum Mellotron, entwirft dieses ausgefallen schöne spacige Flair, Amon Düül II standen Pate für die Komposition.
Die nachfolgenden sechs Songs können sich nicht für einen Stil entscheiden, nach dem "normalen", wenig ausgeflippten "Blues for Willi Pee" ist das (von sphärischer Orgel im Off begleitete) nett schräge Schlagzeugsolo "SOOLOO" zu hören. Das balladeske "Morning Prayer" als erster Song auf der 2. LP-Seite hat einen fabelhaften Einstieg, das lang ausgespielte melancholische Motiv wird ziemlich verrückt und wild, behält aber seine verträumte Atmosphäre.
"Keep on Pushing" ist ein dynamischer Rocker mit mahlenden Orgelsounds, die Gitarre William Powells geht, wie auf dem ganzen Album, im aufgeregten Spiel Jacksons komplett unter. "Soldier Boy" ist ein dezenter, verspielter Popsong, zu harmlos.
Fernsehpausenhintergrundmusik. Zuletzt dreht "Time to be" noch einmal mit Jazz und psychedelisch schrägem Blues als Partymusik zum Tanzen auf.
Haboob ging zu sehr auf Nummer sicher, um erfolgreich zu sein. Die Pop- und Blueseinflüsse nehmen dem Album die avantgardistische Ausgeflipptheit, da war zu wenig Extravaganz, der Stilmix konnte keinen Fan so richtig begeistern, so blieb es bei dieser einen Platte. Jimmy Jackson blieb Gastmusiker (u.a. Amon Düül II, Embryo, Passport) und spielte in Projekten weitere Alben ein.
Die Aufnahmen sind digital remastert, im originalen Layout wieder veröffentlicht, im Booklet wird die Geschichte der Band und der Platte in deutscher und englischer Sprache nacherzählt. Sehr schönes Reissue mit überwiegend toller Musik!

longhairmusic.de
VM




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