Guru Guru "Wiesbaden 1973" (Garden of Delights 2010)

3 Songs, 61 Minuten. Guru Guru waren Improvisationsweltmeister. Garden of Delights legt mit "Wiesbaden 1973" nach "Essen 1970" und "Wiesbaden 1972" bereits die dritte Live-Scheibe der wohlbekannten und legendären Krautrocker auf CD auf. In der Besetzung Ax Genrich (g, voc), Hans Hartmann (b) und Mani Neumeier (dr, voc) am 17.09.1973 im Wartburg-Auditorium in Wiesbaden live gespielt, bleibt zu sagen, dass die Freaks wieder freakig unterwegs waren. Der historische Sound hat gewiss keine Studioqualität, ist aber gut zu genießen. Ein wenig dumpf und sehr rund in den Bässen und blass und matt in der Mitte vielleicht, das ist jedoch kein besonderes Manko. Soundspezialisten werden sich die CD nicht zulegen, sondern Krautrock-Süchtige, die nicht genug bekommen können vom abgefahrenen alten Sound.
"Ooga booga" läuft über 37:41 Minuten. Erstaunlich straff ist das Arrangement, selbst wenn die losen Zipfel ausgedehnt im instrumentalen Raum flattern, gibt es keine "Leere", arbeitet die Band gut verzahnt und aufeinander eingespielt. Die Vielfalt der Ideen ist enorm, vor allem Ax Genrich tobt sich aus, aber niemand hat Mani Neumeier gesagt, dass er der Star an der Front ist. Sein herzhaftes Getrommel mit starker Betonung der Basstrommel unter dem wirren, lauten und lebhaften Trommelgeflecht macht stetig auf sich aufmerksam: ich geb' keine Ruhe!
Das rassige Monotoniemonster tuckert stoisch in die Ewigkeit und lässt nicht locker, als zuhöchst für ein paar melancholische Minuten. Und als es endlich ausgetobt und wie ein surrealer Rausch überstanden ist, wagen sich 17:25 Minuten "Round dance" heran. Psychedelische Traumsequenzen wabern in repetitiver Lyrik sphärisch durch quasi unwirkliche Minuten. Nach einem Break in der Mitte treibt der Song mit anderem Motiv auf Basis indianischer Romantik, wenn das so gesagt sein kann, weiter. Die kaum noch auffallenden 6:22 des "Zwickmaschinchens" haben fast echtes Songformat, vor allem mittendrin, im, huch, plötzlichen Tango-Teil; wirken weniger wie die Beschwörung des psychedelischen Rockgottes, den die Band mit ihrem mantrischen Dröhnen selbst erschaffen hat als die beinahe müde Verabschiedung des Publikums in den wohlverdienten Rausch.
Muck Krieger hat einmal mehr für die Tonaufzeichnung gesorgt, mit einem Bild seiner selbst und seiner Technik wird er im wie stets bei Garden of Delights ausführlichen Booklet erwähnt und gewürdigt. Besonders Ohrenfutter für spezielle Krautrock-Freaks!

diregarden.com
VM




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