Guru Guru "Don't Call Us (We Call You)" (1973) "Shake Well" (1993) "Wah Wah" (1995) (Revisited Rec., VÖ: 17.11.2006)

Die dritte Guru Guru Serie auf Revisited Rec. beschäftigt sich mit dem 1973er Klassiker "Don't Call Us (We Call You)", dem der coole und, ich sag's mal so, saugeile, alte Sugarloaf-Hit wohl den Namen verpasst hat und den beiden Alben aus der Mitte der 90er Jahre. Die beiden "jungen" Alben haben jeweils einen Bonustrack drauf, die 73er Scheibe gibt sich die Ehre, eine ganze Bonus-CD anzuhängen, mit einem Konzert vom German Rock Festival 1973 in Krefeld, von einem Fan aufgenommen und Eroc remastert - und damit wohl anzuhören. Einst waren die 4 Song und knapp 70 Minuten Bootlegmaterial, heute darf die Welt hören, wie Guru Guru live rumtobten und den Lebensspaß, der in ihren Knochen saß, von der Bühne sprühten.
Die Althippies Mani Neumeier (dr, perc, voc - Guru Guru in Personalunion), Ax Genrich (g, voc) und Hans Hartmann (b, p) lagen damals schon im Clinch, was den Aufnahmen nicht anzuhören ist, aber bald nach der Platte war die Besetzung Geschichte und Neumeier machte sich auf die Suche nach neuen Mitstreitern.
Musikalisch gibt es alles und nichts. Quer durchs Gemüsebeet. Rock'n'Roll, Jazz, hippieesker Psychedelic Rock und Humor, gut gespielt, gut anzuhören - und voll Nostalgie. Mit dem Livealbum gibt es lediglich eine Überschneidung, wenn Überschneidung auch übertrieben ist. Live spielten die Jungs was sie wollten, nur nicht dasselbe, wie im Studio. Da haben sie alles durch ihre momentane Sichtweise und den Kakao gezogen und vor allem Spaß an der Freude gelten lassen. So ist nicht nur der exzellente Klang des Klassikers, sondern auch das Konzert auf CD2 eine illustre Hörfreude. Es gibt ein Wiederhören mit dem "Elektrolurch", der hier 16 Minuten braucht, von Kopf bis Schwanz über die Bühne zu ziehen. "Ooga Booga" ist über eine halbe Stunde lang und das über 10-minütige Rock'n'Roll-Medley zum Schluss zeigt Spielfreude gepaart mit spontaner Improvisation und spontanem thematischem Wechsel, mehr als gut gemacht: sehr gut!
Die beiden neuzeitlichen Alben klingen erwachsener, abgekühlter aber nicht abgeklärter, fernöstlicher, mystischer. Die Songs sind kurz, kommen konkret zur Sache, ohne aber diesen oder jenen psychedelischen Schlenker zu vergessen. Mani Neumeier, der meint, er trommle heute besser als damals, hat ein großes Arsenal vertrackter und gerader Takte drauf und unterhält gut. Seine Jungs halten sich auch gut, sind vor allem selbstbewusst, klar, was sonst, spielen ja auch in Guru Guru.
Die CDs werden im luxuriösen Digipack mit informativem Booklet aufgelegt, sind nett anzuschauen und rundum perfekt. Wer auf die alten Guru Guru steht und von den jungen nix weiß, muss beachten, dass der immer noch aktive Name den Vergleich zum alten komplett scheuen muss. Heute machen die eher eine Art Antikunst-Alternative-Psychedelic-Intelligenz-Rock. Was es alles gibt!

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