Shaun Guerin "Archives" (Cypher 2004)

Shaun Guerin war ein sehr talentierter Musiker und Komponist, dessen Herz dem Progressive Rock gehörte. Ein Drama, dass diese CD schon erschienen ist. Shaun Guerin ist tot. Er starb bereits 2003. Ein sympathischer Musiker, der eine große Lücke hinterlässt, sicher auch abgesehen von seinen musikalischen Fähigkeiten.
Welcher Art die Musik ist, die Shaun Guerin schuf, ist bereits den Covers bzw. Backcovers seiner CDs anzusehen. Da Genesis wohl auf ewig ein Pol der progressiven Rockmusik sind, und die Klassiker der Band DER leidenschaftlich studierte Zugang zum Genre sind, gehen die Cover tief in die Erinnerung ein. Und Paul Whitehead, der die phantasievollen Bilder für einige Cover von Genesis schuf, hat Shaun Guerin fasziniert, und so prägen sie das Abbild auch seiner Musik. Das Motiv der "Archives" CD zeigt ein zerstörtes Ziffernblatt einer abgelaufenen Uhr, von außen beschossen, ein Abbild Shaun Guerins vorzeitigen Ablebens.
16 Songs füllen die CD über 78 Minuten lang. Die 5 Coversongs stammen von Genesis, Emerson, Lake & Palmer, Pink Floyd und Clearlight. Diese Songs sind dicht am Original gehalten, aber nicht identisch gespielt worden. Shauns Stimme hat eine gewisse Ähnlichkeit zu der von Peter Gabriel, und ist in seinen Songs gedoubelt zu hören, was schwer nach Genesis klingt. Zudem ist seine differenzierte, erheblich anspruchsvolle Schlagzeugtechnik; ach ja, Shaun spielte Schlagzeug, Keyboards und sang; der von Phil Collins ähnlich, aber logisch natürlich nicht total ähnlich.
Seine Vorbilder sind dennoch zu erkennen, das spiegelt sich in seinen eigenen Kompositionen wieder, die stets sehr harmonisch und melodisch sind, mal eher einen Hang zum gefälligen Schönklang haben, dann wieder dramatisch, kraftvoll und komplex rocken. Vor allem sein Schlagzeugspiel ist außerordentlich; unterfächert die schweren Keyboardberge angenehm und belebt die Stücke. Die Gitarre wird von Gästen gespielt. Die bringen die Saiten solistisch ein und dürfen in den Songs zurückhaltend wildern.
Der Opener ist "Back In New York City" von Genesis, die Gewichtung ist damit klar. Ausfall des Albums sind "Without You" und "The Rivers Edge", zwei melancholische Balladen, die zu lieblich arrangiert sind und damit fast Phil Collins den solistischen Poprang ablaufen.
Shaun Guerins "Archives" empfehle ich Symphonic Prog Fans. Hier gibt es viel Musik erheblicher Qualität. Der bittere Beigeschmack, dass Shaun, dessen Gesicht im Innencover so oft abgedruckt ist, nicht mehr lebt, hebt vielleicht die Sensibilität für die vielen Dinge in den Songs an.

shaunguerin.com
justforkicks.de
VM



Zurück