Grega Habic "Open Heart Surgery" (Nostromo Records 2011)

"Open Heart Surgery" ist das vierte Album des aus Slowenien stammenden europäischen (wie er sich selbst bezeichnet) Gitarristen Grega Habic. Nach "Rebirth" (2002), "Catharsis" (2008) und "Self Destruct Sequence" (2009) gibt es nun die Operation am offenen Herzen.
Fast alles hat der Gitarrenwizzard im Alleingang gemacht. Grega Habic schrieb die Songs, arbeitete sie aus und spielte sie ein, nahm sie auf und mixte die Aufnahmen. Bass, Gitarre und Keyboards sowie das Programmieren des Rhythmusapparates stammt alles aus seiner Hand. Gäste wurden partiell aktiv: Jesse Adams (rap vox, keys, rh-g), Glenn Snelwar (acc-g, Gordian Knot, At War With Self), Manfred Dikkers (perc), Robert Humar (keys) und Matej Sušnik (b).
Programmierter Rhythmus: da wird das im Prog Jazz Fusion geübte Komplextrommeln gewiss nicht erreicht. Und doch ist da kein stereotypischer, statischer Rhythmus zu hören. Was hier programmiert worden ist, zeigt erstaunlich komplexes Format und unterstützt die quasi instrumentalen Tracks sehr gut, ohne qualitative Einbußen zu fabrizieren. Also: kein großes Manko. Indes, ein Technikknüppler vor dem Jazzrock-Gott kann mehr. Keine Frage.
Die 11 Songs kommen locker und vital aus den Boxen, haben Groove und Power, und sind aus ihren Atomen Rock, Jazz und Metal gut gemauert. Grega Habic ist kein Schreddermeister, der Songrudimente als ledigliche Basis für Fingerflitzereien braucht. Auf "Open Heart Surgery" geht es in jedem Fall um den Song an sich, und hin und wieder sind ganz gewiss mächtig technische Abgefranstheiten zu hören, wie sie von einem Gitarrengott erwartet werden.
In vielen Songs ist der Jazz-Faktor schön kräftig ausgebaut, hier und da mit Bluesfrasierung, meist in metallischer Verkleidung. Der Sound ist gar und ganz modern; alte Einflüsse, etwa aus den 70ern, sind gar nicht zu hören. Angenehm überrascht bin ich von den Songs, in den Jesse Adams mit Rapgesang über saucoolem Groove für ungewohnte Klangfarben sorgt. Da zeigt sich: Jazzrock geht auch über Funk hinaus im Rap. Mancher Song, wie etwa "2 L8 4 tears" wechselt zwischen den Rap- und Jazzmetal-Passagen, was der Note eine ungemeine Frische und Lebendigkeit gibt.
Im die CD abschließenden Titeltrack übt sich Glenn Snelwar wie John McLaughlin/Al DiMeola an der akustischen Gitarre mit äußerst flinkem Spiel und inspirierter Melodiearbeit. Die meisten Soli indes gehen auf Grega Habic, der ohne groß zu posen seine Gitarre ins Licht hält und sich selbst zurücknimmt.
Grega Habic beweist hohe Qualität, ein erlesenes Gefühl für gute Kompositionen und extravagante Soli, die nicht in jedem Fall überaus technisch sein müssen, aber durchaus perfekt sein können. Bleibt zu hoffen, dass Jazz Metal Prog Fusion Maniacs sich vom Rhythmuscomputer nicht abschrecken lassen: da ist alles gut gemacht!

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VM




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