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Peter Green "Supernatural" (Snapper Music/SPV, VÖ: 25.05.2007)
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Wird Zeit, dass Gitarrist Peter Green eine Zusammenstellung seines Schaffens unter dem Titel "Supernatural" bekommt. Zwar wird ihn selbst das eher nicht berühren und auch die Fans hätten sich unter diesem Titel etwas anderes gewünscht, nämlich eine chronologische Zusammenstellung besonderer Stücke (keine "Best Of"), die alle Phasen seines Schaffens einbezieht.
Aber, keine Frage, auch diese 2CD ist eindrucksvoll. Peter Greens großes Vorbild war Eric Clapton, den er in John Mayalls Bluesbreakers ersetzte, nachdem Clapton mit Jack Bruce dort ausstieg, um mit dem Schlagzeuger der Graham Bond Organisation, Ginger Baker, Cream zu gründen. Eine ausführliche Story zum Werdegang Peter Greens ist auf einer deutschsprachigen Fanseite im Internet zu finden, darum seien die biographischen Stationen hier eingekürzt, im Booklet zur CD ist die Story zudem straff zusammengefasst nachzulesen.
1967 gründete Peter Green mit Mick Fleetwood und John McVie die Band unter dem Joke-Namen Fleetwood Mac. Bis Mitte der 70er Jahre lange nach Peter Greens Ausstieg daraus die erfolgreiche Popband werden sollte ("Rumours"), machte Fleetwood Mac sich im Bluesrock einen guten Namen. Bis 1969 ("Then Play On" - ihrem eindrucksvollsten Werk) lieferte Peter Green die besten Kompositionen: "Black Magic Woman" (das als Santana-Cover Weltruhm erreichte), "Albatross", "Man Of The World" und der eindrucksvolle Überflieger "Oh Well". 1969 war Peter Green einige Tage auf einem LSD Trip in Deutschland, von dem er, wie er später meinte, nie wieder zurückkam. Zur Band kam ein anderer, ein kranker Mann zurück. Geld war böse, Peter Green gab alles weg, stieg aus Fleetwood Mac aus, spielte ein Soloalbum ein und verschwand in der Versenkung. Mitte der 70er spielte er drei weitere Soloalben ein ("In The Skies", "Little Dreamer", "White Sky"), die in intensiver Stille wundervolle Momente beleben. Einige Gastauftritte, auch bei Fleetwood Mac, zeigten nur, wie weit Peter Green sich von der Musik entfernt hatte. Bis 1995 einige gute Freunde, darunter Robert Johnson, Peter Green nach langen Diskussionen wieder "aufbauten", ihn zurückholten (in der Zwischenzeit hatte der ehemalige Gitarrist sich überaus lange Fingernägel wachsen lassen).
Mit zunehmender, erneut erlernter Spielfähigkeit der Gitarre wuchs die Möglichkeit, eine neue Band aufzubauen - die Splinter Group. Im ersten Line-Up waren dabei: Cozy Powell, Neil Murray und Spike Edney.
Die erste CD von "Supernatural" beinhaltet ein Konzert Fleetwood Macs, das im Februar 1970 im Bostoner Tea Party aufgezeichnet wurde. Peter Greens großartige Kompositionen sind hier in variantenreichen Live-Versionen zu hören, sein Gitarrenspiel, vor allem in dem schier endlosen Solo des 24-minütigen "Rattlesnake Shake", aber auch in den vielen, kürzeren oder leiseren Soli ist ungemein beeindruckend und die Produktion allein schon wert.
Die 15 Splinter Group Stücke auf CD2 präsentieren einen ganz anderen Peter Green. Zwar ist seine Spielweise, der leise, zarte Ton, wieder gut zu hören, doch die Arrangements und die Aufzeichnung der im Studio eingespielten Songs haben viel mehr Mainstream-Charakter, dennoch sind die modernen Versionen alter Bluessongs, wegen Greens Soli, das Zuhören wert.
Einer kritischen Werkschau bedarf es im Falle Peter Green nach wie vor. Einer Werkschau, die keine Phase auslässt, weder die "progressive" kurz nach dem Ausscheiden von Fleetwood Mac, noch die Mittsiebziger Phase und die Gastbeiträge in anderen Projekten und den schweren Neuanfang Mitte der Neunziger.
VM
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