Gravestone "Doomsday" (Gravestone 1979/Garden of Delights 2004)

Gravestone aus Südschwaben suchten "tragende und rockende" Klangstrukturen und waren seit Ende 1976 Anfang 1977 beim Experimentieren. Rudi Dorner (g) und Mike Schmidt (dr) hatten 1975 die Band Heizkörper gegründet, mit Berti Majdan (b, voc) wurde Oregon daraus. Als schließlich Wolfgang Rittner (lead-g) und Andy Müller (key) dazu stießen, war die erste Besetzung von Gravestone perfekt.
Gravestone übten unentwegt und absolvierten in den folgenden 3 Jahren diverse Konzerte, bei denen sie ihre Songs endlos ausdehnten, um so zu einem schweren Spacesound zu finden. Die Fans der Band wollten bald Mitschnitte, schließlich gingen Gravestone 1979 nach anfänglichem Zögern in das nagelneue AVC-Studio in Illertissen (das heute noch existiert), um als erste Band überhaupt dort ein Demo aufzunehmen. Studioinhaber Karl-Heinz Zaha bot ihnen nach zwei Tagen an, eine LP zu machen.
"Doomsday" erschien im selben Jahr. Unter den 7 Stücken sind 2 Tracks mit Gesang, der Rest ist instrumental. Ende 1979 war Progressive Rock längst aus den Augen der Medien und dem Sinn des Gros der Musikfans verschwunden. Doch es gab noch einige Bands, die sich mit eigenem Klang dieser Musik widmeten.
Gravestone spielten damals lyrische Songs, die heavy ausbrechen konnten, aber auch verspielt und verträumt klingen konnten. Manches scheint heute etwas naiv, hat damit aber eine seltsam anmutige Frische und Jugendlichkeit, die vielen Bands heute völlig abgeht.
In "Life in the coffin" und "Corinne", den beiden langen Stücken, erreicht die Band das gewünschte Spacerock Ziel mit ausgedehnten und eindrucksvollen Gitarrensoli lässig. Andere Tracks, wie das flotte "Hope" oder die verträumte Ballade "Summer '78" prägen sich gut ein, während die Rocker "On the run" und "Stone age" schön krachen, aber im Prinzip mit nichts wirklich zu vergleichen sind, wenn sich auch stets ein Hauch von den einst ausgiebig im Spacerock wildernden UFO in den Songs und vor allem Wolfgang Rittners Gitarrenarbeit finden lässt. Da ist noch kein Hauch Metal zu vernehmen, womit die Band später in fast vollständig ausgetauschter Besetzung auffallen sollte.
Als Bonus ist dann auch eine extrem verkürzte Version von "Flying", dem Ultralongsong von UFO, in einer Gravestone eigenen Interpretation enthalten.
Noch 1979 verließ Mike Schmidt die Band, Anfang 1980 folgte Wolfgang Rittner. Berti Majdan stieg vorübergehend aus. Rudi Dorner übernahm die Leadgitarre, Dieter Behle kam als neuer Schlagzeuger, Taki Gradl als neuer Rhythmusgitarrist und Dietmar Orlitta als Bassist zu Gravestone. In dieser Besetzung wurde die 2. LP "War" 1980 eingespielt. Die Platte wird demnächst ebenfalls auf Garden of Delights als CD wieder veröffentlicht.
"Doomsday" ist ein tolles Album. So konnte Hardrock klingen, bevor Heavy Metal die Bühne übernahm und die schön schnörkeligen alten Songs verbannte. Gravestone selbst wurden in den 1980ern mit ihren 3 Heavy-Alben bekannt, die längst nicht so interessant sind, wie Debüt und Follow Up.
Das Reissue erscheint, wie üblich bei Garden of Delights, mit dickem Booklet, das viele Informationen enthält: Bandstory (die in der folgenden CD weitergeführt wird), etliche Bandfotos, Coverabdrucke, weitere Veröffentlichungen der Band mit detaillierten Angaben und Labelkatalog. Schönes Teil!

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