Gratto "anakin tumnus" (Progressive Music Management)

"anakin tumnus" hat eine lange Entwicklungsphase hinter sich. Vor 6 Jahren begann Gratto, Keyboarder und Sänger des Projektes, mit Chris und Brett Rodler sowie Gary Madras (b) an den Songs zu arbeiten. Hauptinstrument war das Grand Piano, darum rankten sich Gitarre, Bass und Schlagzeug. Im Lauf der folgenden 3 Jahre veränderte sich die Musik. Die Gitarren wurden härter und lauter, das Schlagzeug wurde immer komplexeren Rhythmen ausgeliefert, zum Piano kamen elektrische Keyboards. Die Songideen brachen in verschachtelte Teile auf, Rhythmuswechsel fächerten kraftvolle Dynamik ein. Doch schließlich, die Stücke waren aufgenommen, wandten sich Chris und Brett ihrem Projekt Leger De Main zu, Gratto geriet in Vergessenheit. Wieder 3 Jahre später fand Chris Rodler die Aufnahmen wieder und das Projekt wurde erneut aufgegriffen. Die Songs erfuhren Verfeinerungen, Chris nahm etliche Nächte einzelne Parts auf und mischte sie in die alten Aufnahmen. Und jetzt, endlich, ist "anakin tumnus" auf CD veröffentlicht worden. Gerade 3 Songs füllen die CD. Sie haben ähnliche Struktur, doch die Kompositionen sind sehr unterschiedlich. Stilistisch im Progressive Rock angesiedelt, irgendwo zwischen dem hohen Anspruch der alten Schule und dem ausgezeichneten Soundbild heutiger technischer Möglichkeiten, ranken sich die komplexen Stücke. Im lyrischen Beginn schwebt farbentiefe Melancholie, sehr schön intoniert, kraftvoll und elegant. In den Gesangsteilen ist Neo Prog zu erkennen, die Gesanglinien sind modern, zerbrechlich, dramatisch, etwas gekünstelt. Die schwächere Stelle an diesem tollen Werk wird jedoch nicht ausgedehnt beackert, hält sich in Grenzen. Und dann entfalten sich die Songs in gewaltigen, harten und bombastischen Motiven. Plötzlich wird, trotz aller Harmonie, grandiose Wildheit und dynamische Vitalität entwickelt. Das bricht in Stille ein, führt die daraus resultierenden lyrischen Motive sodann urplötzlich, abrupt wieder in harten, überbordenden Rock. Stellenweise ist die Gitarre in ihrer rhythmischen Aggresivität fast schon Punk, wären da nicht die komplizierten Brüche und Wechsel, die eine Songidee in die nächste führen. Grandios! Insgesamt ist "anakin tumnus" gerade 36 Minuten lang - und hat viel mehr Musik, Klasse und Qualität als so manche CD-füllende Symphonik-Pseudo-Orgie. Diese Musik ist besonders. Ihr Ausdruck klingt echt und tief. Leger De Main haben mich längst nicht so überzeugt, wie dieses Projekt, hoffentlich orientieren sich die Rodler-Brüder auch weiterhin auf Gratto. Hier hat sich eine intelligente Crew gefunden, die zu viel Qualität in der Lage ist.

pmm-music.net
VM



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