Gong-Konzert (Johannes Heimrath)

Live am 10.11.2006 auf Schloss Freudenberg, Wiesbaden

Endlich war es soweit - nach einer ausgefüllten Arbeitswoche machte ich mich voller Vorfreude zusammen mit zwei interessierten KollegInnen nach Wiesbaden auf, um Johannes Heimrath, dessen Buch "Das Sonogramm der Persönlichkeit" (Sein neues Buch ist gerade erschienen!) ich mit großem Interesse gelesen hatte, endlich live zu erleben. Nachdem wir von Alexa Haennicke, der Pressereferentin des Hauses, mit großer Herzlichkeit in Empfang genommen worden waren und die beiden ErstbesucherInnen eine kurze Exklusiv-Führung, der ich mich gerne anschloss, erhalten hatten, nahmen wir unsere Plätze ein, um wenige Minuten später nach einer kurzen Einführung in den Klangkosmos des Herrn Heimrath einzutauchen. Obwohl er wie auch Rigulf Nemitz bei dessen wunderbarem Klangkonzert im August 15 Gongs benutzte, waren die Gemeinsamkeiten damit aber bereits erschöpft, denn während Rigulfs Musik mich primär auf psychischer Ebene angesprochen hatte, zeitigten die Klänge von Johannes hauptsächlich physische Wirkung bei mir, was in einem Zustand der Entspannung, besonders im Schulterbereich, resultierte. (Markus Haukes Spiel während seines Solokonzerts am 7. Oktober hatte dagegen besonders die mentale Ebene gefördert (und gefordert).) Herr Heimrath eröffnete seinen Auftritt mit den Klängen des größten, 150 Zentimeter messenden Gongs, der eigens für den Klangraum von Schloss Freudenberg gefertigt worden war und an diesem Abend seine Premiere erlebte, dessen dynamisches Spektrum hin zum Fortissimo leider aber über die gesamte Dauer der rund siebzigminütigen Ganzkörperklangmassage nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft wurde. Abgesehen davon durchströmte eine in subtiler Weise vitalisierende Energie den Raum; überhaupt fungierte Johannes einerseits als Seismograf für die vom teilweise etwas unruhigen Publikum ausgehenden Schwingungen, andererseits transformierte er diese in "good vibrations". Ein guter Gong- bzw. Klangschalenmusiker vermag nach den Worten von Frank Perry seine Instrumente so einzusetzen, dass sie mittels Resonanzphänomenen intra- und interpersonale Kakophonien harmonisieren - Johannes Heimrath bewies eindrucksvoll, dass er per definitionem ein sehr guter Gongmusiker ist. Die Einzeltöne wurden immer dichter von ihm gesetzt und "verschwammen" schließlich zu einer Klangwelle, auf der man surfen konnte, sei es im Stehen, im Sitzen oder im Liegen. Nachdem der letzte Ton verebbt war, spürten Musiker und Publikum in einem Zustand der Ergriffenheit nahezu regungslos den Klängen noch minutenlang nach - kollektive Klangtherapie als Medium zur kathartischen Selbsterkenntnis. (Gnothi seau-ton!) Dann führte der einsetzende Applaus alle Anwesenden wieder ins Hier und Jetzt zurück. Einige der ca. 100 Zuhörer aus nah und fern - Köln, Leipzig, Bern - wurden sich wohl langsam aber sicher dessen bewusst, dass sie gerade Ohren-Zeugen eines außergewöhnlichen Ereignisses geworden waren, das möglicherweise ihre Hörgewohnheiten "nachhallig" verändern wird - auch ohne Fortissimo! Als echter Wermutstropfen, der dieses klang-volle Ereignis trübte, stellte sich Alexas Bedauern dar, dass neben einigen gut besuchten Highlights im Kulturprogramm des Schlosses, zu denen zweifelsfrei auch die Gongkonzerte von Herrn Heimrath zählen, viele Veranstaltungen nur so wenige Interessierte locken, dass nicht einmal eine Deckung der Kosten erzielt werden kann, was pures Gift für ein(e) Institut(ion) ist, die sich finanziell selbst tragen muss. Deshalb ergeht hiermit ein dringender Appell an alle Kulturbeflissenen doch einmal den Dingen auf Schloss Freudenberg auf den Grund zu gehen, sei es nun im Zusammenhang mit einer abendlichen Kulturveranstaltung oder als pures Vergnügen für die Sinne, über die es dort viel zu erfahren gibt: Tut Euch was Gutes, meine Damen, meine Herrn, macht einmal den Besuch und Ihr kommt wieder gern!!! (Das Erfahrungsfeld des Schlosses bietet das ganze Jahr über viele Möglichkeiten der Betätigung - clevere Besucher kommen im Winterhalbjahr, wenn die Nachfrage nicht so hoch wie im Sommer ist.)

schlossfreudenberg.de
humantouch.de
johannesheimrath.de
Text: Frank Bender
Bilder: Stuart Massey



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