Pit Gogl "Be Yourself" (Eigenproduktion 2006)

Nachdem mir zugegebenermaßen nach dem ersten Hören dieser CD der Vorgänger "Dreamland" besser gefallen hatte, wuchsen die neuen Kompositionen von Pit Gogl aber mit jedem weiteren Durchlauf. Dabei ist festzustellen, dass deren musikalische Bandbreite zugenommen hat und die Grundtendenz etwas vitaler ausgefallen ist - "Dream-World-Fusion" könnte man das Ganze nennen. Als musikalische Wegbegleiter fungieren wiederum Liviu Jean Manciu (elektrische sowie akustische Gitarren) und Markus Kerber (Saxophone und Flöten); dieses Trio musicale agiert inzwischen als eingespieltes Team. Während die Eröffnungsnummer "One Moment" ziemlich rockig daherkommt, bietet bereits der Folgetitel "Seven Friends" Anklänge an Klezmer und Latin - eine absolut reizvolle Kombination! Im Titeltrack bilden Flöten und Akustik-Gitarren ein gefälliges Gespinst, welches von der jazzigen Rhythmik umspielt wird, ohne im Geringsten kitschig zu wirken. (Dieses Faktum zeichnet ohnehin als typisches Merkmal fast sämtliche der Goglschen Kompositionen aus.) Der Nachfolger "Happy Hour" erzeugt selbst an Regentagen (wie dem heutigen) eine gute Stimmung - absolut latindurchtränkt. Das sich anschließende tribalartige Schlagzeugsolo "Melodic Drums" macht seinem Namen alle Ehre und erinnert, mit ungeraden Metren spielend, sehr an den total unterschätzten Joachim Fuchs-Charrier, für mich einer der ganz großen Kesselrührer!!! "Remember That" wirkt verhalten hymnisch durch seine "Vox humana"-Passagen und zugleich rockig durch das starke, an Martin Barre angelehnte Gitarrenspiel sowie fusionesk durch die fein ziselierten Saxophon-Meldiebögen, die sich mit einem Hauch von Flöte abwechseln - in etwa eine kontinental-keltische Riesen-Ausgabe von Jethro Tull. Ein gutes Beispiel für die Groove-Kunst von Pit stellt "Easy Living" dar, das mit displaced, aber niemals misplaced Beats glänzt, die geschickt mit Bongoklängen verwoben sind. Die Klangreise erfährt mit "Running Time" ihren Fortgang - "festina lente" könnte das Motto dieses Stückes lauten, denn es dominiert ein eher bedächtiges Tempo, wenn auch das superbe, finger-flinke Gitarrensolo so manchen Metal-Saitenakrobaten vor Neid erstarren lässt. (Was mich immer mehr wundert, ist die Tatsache, dass noch kein "Film-Fabrizeur" auf die Idee kam, diese wunderbare Musik zur Untermalung seiner visuellen Elaborate zu verwenden.) "Magic Drums One" zaubert ein schamanisch anmutendes Ambiente; welch tolle Musik könnte entstehen, wenn z. B. ein Pit Gogl mit Klangmusikern wie Rigulf Nemitz jammen würde! Erneut in Klezmer-Sphären, gepaart mit rockigen Gitarren-Klängen, führt "Sailing Minds". "Hello Sunshine" besitzt absolutes Hitpotential, nicht zuletzt durch den genialischen, teilweise discoartigen Groove - it makes me wanna dance, oder so. Heiter bis lyrisch wirkt dagegen "About You And Me"; hier ist endlich wieder die gekonnt gespielte Flöte in weiten Teilen das melodieführende Instrument. "Magic Drums Two" kann aufgrund der Instrumentierung, die auf Handtrommeln basiert, als etwas komplexer angelegte Variation von Nummer Eins betrachtet werden, wobei sich die Grundrhythmen aber etwas unterscheiden. Der Nach(akus)tisch "The Crazy End" ist ein gefundenes Fressen für alle Avantgardisten - klangma(h)lerisch wertvoll! Für diesen als Allgäuer Allerlei zu bezeichnenden Ohrenschmaus lässt ein Lucullus auriculus jeden Neo-Prog-Teller stehen, ohne mit dem letzteren aber allzu hart ins Gericht zu gehen - er ist dazu einfach zu satt! Alle Löffel hoch, denn hier gibt´s was Gehaltvolles auf die selbigen.

pitgogl.de
Frank Bender



Zurück