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Glass Hammer "Double Live" (Sound Resources - BMI - Glass Hammer/Arion Records 30.10.2015)


Schlicht "Double Live" nennt sich das nach 2004 erste Livealbum auf CD ("Live at NEARFest"). DVDs gab es 2004 ("Lex Live"), 2006 ("Live at Belmont") und 2008 ("Live at Tivoli"). Knapp 90 Minuten machen zwei CDs voll. Die Show, auf dem ROSfest im Mai 2015 aufgenommen, gibt es zudem auf der Bonus DVD, ansprechend fotografiert und geschnitten, keine Edelproduktion, aber gut anzusehen wie anzuhören.
Gerade einmal 7 Songs machen das gesamte Programm voll. Aus allen Perioden der Band, von 1995 bis 2015, stammen die Tracks. CD1, 4 Songs und 39:35 Minuten enthaltend, CD2, 3 Songs und 49:34 Minuten ausmachend, beweisen gute Soundqualität und die entspannt hochqualitativ technische Band. Besonders die DVD macht bewusst, was etwa (und vor allem!) Gitarrist Kamran Alan Shikoh draufhat. Glass Hammer haben ihren Stil von Album zu Album modifiziert, stets als Basis-Gott die Briten YES in den Genen, zuletzt sind (moderate) Fusion-Einflüsse stärker eingeflossen. Als wäre es ein Leichtes, und die Kamera hängt sich gern an den Gitarristen, macht Kamran Alan Shikoh deutlich, dass er das komplex-symphonische Liedgut Glass Hammers locker und versiert draufhat.
Kein bisschen weniger technisch, schön lässig-vertrackt und qualitativ erlesen arbeitet Schlagzeugschwergewicht Aaron Raulston. Fred Schendel (keys) und Steve Babb (b), die beiden alten Glass Hammer - Hasen, gehen gewohnt perfekt in ihren Songs auf. Und die beiden Stimmen, Susie Bogdanowicz und Carl Grooves, beide wie Gitarrist Shikoh eine Augenweide, legen sich schwer ins Zeug, die Performance locker und professionell abzuliefern.
Gewiss nicht leicht, diese ultralangen Songs, "Mythopoeia" ist mit 9:17 Minuten der kürzeste, "The Knight Of The North" mit 26:12 Minuten der längste Track, 6 der 7 Stücke sind so um die 10 bis 11 Minuten lang, live zu zelebrieren. Vor allem für Sänger, die zwischendrin viel Freizeit haben und, wie etwa Frank Zappa, Kaffee trinken und die Show vom Rande betrachten könnten - was sie nicht tun - die beiden sind brav und verschwinden im Off, sobald sie nicht mehr an der Reihe sind.
Ganz klar, YES werden Glass Hammer nie überragen. Die Kompositionen sind ansprechend und ausgefeilt, voll raffinierter und instrumental komplexer Passagen, doch nicht ein Song ist so markant und intensiv, wie dies YES zu ihrer besten Zeit quasi pausenlos waren. Zudem wird hier leichter, eingängiger gespielt als beim Vorbild. Die Sänger jubilieren mit hohen Stimmen, oft umranken sich beider Gesangslinien, was einen etwas Schmalz-getunten Eindruck hinterlässt. Die Band rockt sich nie die Socken wund, alles bleibt im elegant legeren Bereich. Schöngeistigkeit aller Orten.
Das ist OK und macht Laune und wird nie allererste Qualität haben. Ist aber in Ordnung so und kommt gut an.
Zuerst dachte ich, dass der Opener "Nothing, Everything" einen nett coolen Start hat, was sich allerdings als ROSfest-Intro entpuppte, der Band die Bühne zu bereiten, sie ins Spiel zu bringen. Den meiner Meinung nach besten Part spielen Glass Hammer zu Beginn des 26 Minuten langen Nordschwertes. Carl Groves stellt die Band vor, die dazu einen dezent beschwingten Blues spielt - grandios! Wenn ich der Band einen Tipp geben dürfte: Leinen los und wilde Sau spielen, dann hören viel mehr Süchtige zu!

glasshammer.com
justforkicks.de
VM



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