Glass Hammer "Culture of Ascent" (Sound Recources, VÖ: 23.10.2007)

Glass Hammer haben mittlerweile, ähnlich wie The Flower Kings, vielleicht nicht ganz so stark, in der Progressive Rock Szene einen markanten Namen. Auf eine Reihe Alben kann die nordamerikanische Band schauen, "Culture of Ascent" ist bereits ihr 10. Studioalbum. Die Entwicklung verlief dabei stets positiv. Sind die ersten Alben aus heutiger Sicht nur wie ein Versuch im Vergleich zu den letzten Alben zu sehen, hat nicht nur die Qualität der Musik sich entwickelt, die Band selbst und ihre stilistische Orientierung sind in den Jahren gewachsen.
Steve Babb und Fred Schendel allein waren erst die Band, um die sich mittlerweile ein fester Kern gesammelt hat, der um Gastmusiker vergrößert wird.
David Wallimann (g), Carl Groves (voc), Matt Mendians (dr) und Susie Bogdanowicz (voc) gehören zur Band, The Adonia String Trio sowie weitere Gastmusiker unterstützten Glass Hammer für "Culture of Ascent", so unter anderem Jon Anderson von Yes, der aber nur verschwindend, wenn überhaupt, wahrzunehmen ist.
Längst spielen Glass Hammer keinen Neoprog mehr, die Truppe hat sich auf Modern Prog eingeschossen, der aus klassischem Progressive Rock Inspiration bezieht.
Die Songs sind komplexer, dramatischer und intensiver als je zuvor. Es gibt nicht den Überhang an Keyboardklang, vielmehr scheint die komplette Band gleichberechtigt die Arrangements zu bestimmen. Exzellent das harte, druckvolle und virtuose Drumming von Matt Mendians, das die Songs grandios nach vorn bringt. Dazu gibt es neuerdings einige gesampelte Rhythmussounds zu hören, die den Klang modernisieren, ohne schlichtem Pop die Hintertür zu öffnen. Sehr nett eingefügt, als dramatisches Moment in dezente Phasen gelegt, bevor es wieder knackig und laut zur Sache geht.
Erstaunlicher Weise beginnen Glass Hammer ihr neuestes und bestes Werk mit dem Yes-Cover "South Side of the Sky". Sie nehmen den Song relativ original, mit Susie Bogdanowiczs markantem Gesang und dem ambienten Touch gewinnt das Stück jedoch einen anderen Ausdruck als im perfekten Original. Toll gemacht. Als Opener jedoch irritierend. Im Verlauf des weiteren Albums wird der direkte und indirekte Einfluss der klassischen Yes immer wieder deutlich, sei es im Bassspiel, kompositionstechnisch oder allgemein in den Arrangements.
Aber die 6 Songs sind mehr als eine Verneigung vor dem Vorbild. Grandios die diesmal erheblich zurückgenommene Keyboardarbeit, die einige wunderschöne Soli und frische Harmonien einbringt. Intensivstes Stück ist das 16-minütige "Ember Without Name", das zwischen zarter Stille und bombastischem Symphonic Rock kraftvoll wechselt. Aber auch das vokalbetonte "Life by Light", bei dem ebenso wie beim Yes-Cover Jon Anderson himself mit "vocalizations" aushilft, wobei seine markante Stimme aus dem Chor nicht unbedingt herauszuhören ist, ist fabelhaft. Längster Song ist "Into Thin Air". Über 19 Minuten ist das Symphonic Rock Monster lang, mit tollen Harmonien und intensiven Wechseln zwischen melancholischer Lyrik und stürmischem Bombast. Das Adonia String Trio tritt dabei einmal mehr herausragend in Erscheinung.
"Culture of Ascent" ist nach zwei Jahren Stille ein neues Lebenszeichen der sich weiter entwickelten Amerikaner. Die Songs sind intensiver und komplexer, überzeugender und lebhafter als zuvor. Der Einfluss von Yes wirkt sich aus. Die Keyboards verdrängen die restliche Band nicht mehr - und die außergewöhnlich gute Schlagzeugarbeit ist bemerkenswert. Jetzt fehlen nur noch grandiose (lange) Gitarrensoli.

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justforkicks.de
VM



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