Glass Hammer "The Inconsolable Secret" (Arion Records 2005)

Fred Schendel (komp, key, g, voc) und Steve Babb (komp, key, b, voc) haben seit einiger Zeit Verstärkung bekommen und sind zur Fünferbesetzung aufgeschossen, das hat sich mit den letzten Outputs sicher herumgesprochen.
Susie Bogdanowicz (voc), Matt Mendians (dr) und Walter Moore (voc) ergänzen das Line-Up für den ganz neuen Streich "The Inconsolable Secret".
2 CDs, eine davon "enhanced", insgesamt 13 Songs, 4 Longtracks darunter, die ersten beiden allein füllen die erste CD. "Enhanced" heißt hier: Roger Dean Desktop Art, denn eben dieser hat das komplette Werk layouttechnisch gestaltet; The Inconsolable Lyrics sowie "The Lay of Lirazel", ein ausgedehntes Poem von Steve Babb, woraus jener auch die umfangreichen Lyrics für "The Inconsolable Secret" gezogen hat.
Etliche weitere Musiker waren an der Einspielung beteiligt gewesen: Sängerinnen und Sänger, ein ganzer Chor, ein Geigentrio. Glass Hammer haben nicht gespart und alles gegeben. Das vermittelt sich in der Hauptsache der Produktion, der Musik, dann auch bald. Einige Durchläufe sind zu empfehlen, um sich eine Meinung zu bilden und die unzählbar vielen Motive und Themen im Kopf zu behalten.
Sehr positiv fällt das Bassspiel von Steve Babb auf. Dynamisch, kraftvoll zeichnet der Rickenbacker die Töne. Das klingt nach Chris Squire (Yes) und macht ein gutes Teil der Miete aus. Nächster beeindruckender Part ist die extrem ausufernde Keyboardarbeit. Wie kann Fred Schendel nur so viele Notenblätter beschrieben haben und das alles auch noch so gut spielen?
Der Abwechslungsreichtum ist verdammt groß. Vor allem in den ersten beiden Stücken gehen die etlichen Motive ineinander auf. CD1 ist mit "The Knights" (40.03 Minuten lang) untertitelt, CD2 (58.34) mit "The Lady". Neben den beiden Longtracks, die alle weiteren 9 Songs auf CD2 einrahmen, sind vor allem die ganz kurzen Stücke interessant, die einzelnen Motiven Raum geben und lyrisch, introvertiert und verträumt klingen.
Das Schlagzeugspiel ist komplex und dynamisch, kann qualitativ die Klassiker des Symphonic Rock jedoch nicht erreichen. Das ist kein Manko. Wer kann schon so trommeln wie Phil Collins oder Bill Bruford?
Die langen Songs haben nicht die Überzeugungskraft wie die Klassiker des Genres, die Kompositionen sind nicht so markant und ankern nicht so tief im Kopf. Aber auch das ist kein Manko. Die stilistischen Vorbilder Yes, Genesis und Emerson, Lake & Palmer werden nicht im Ansatz kopiert, die Inspiration ist aber zu spüren. Schendel und Babb haben genügend eigenes Potential, mit dem sie nicht geizen.
Vielleicht ist die großflächige Abwesenheit der elektrischen Gitarre das Manko von Glass Hammer. Die Kratzigkeit des harten Rock fehlt. Zwar sind hin und wieder gute Soli der elektrischen Gitarre zu hören, wenn Fred Schendel mal die Tasten loslässt, aber die Songstrukturen müssen ohne die laute, wilde Heavyness dieses, mit Verlaub, saugeilen Instrumentes auskommen. Jedoch, es funktioniert.
Symphonic Rock Fans werden "The Inconsolable Secret" gewiss ins Herz schließen. Glass Hammer gehören zu den überzeugendsten Bands im Symphonic Rock heutiger Zeit.

glasshammer.com
justforkicks.de
VM



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