Ginger "From The Roar" (Eigenproduktion 2011)

Ginger, auf dem Hippiefestival entdeckt, anders als die anderen Bands, werden auf der Bühne angekündigt. Der Slang des Ansagers kann für einen Norddeutschen wohl nur schick und lustig klingen. Guter Einstieg. Und dann legen sie los. Mit Pink Floyds "Set The Controls For The Heart Of The Sun". Die Gitarren jubilieren, die dunkle Stimmung wälzt sich schwerfällig aus, die Sangesstimme gibt die Texte tonlos - gut getroffen! Nach diesen 10 Minuten kommen Songs, die Ginger selbst geschrieben haben - bis zum letzten Track, der wiederum eine Coverversion ist, das vielfach und in verschiedenen Szenen nachgespielte "Gloria", das - kaum zu glauben - vom ausgeruhten Van Morrison stammt. Ihre eigenen Songs sind vielleicht nicht so markant wie die Stücke ihrer Vorbilder, aber sehr schön gespielt und von erstaunlichem Wiedererkennungswert. Ginger sind nach eigener Angabe in den Feldern Blues - Rock - Psychedelia aktiv, was so stehen gelassen werden kann. Als Ergänzung vielleicht die inspirative Zeitangabe dazu: 1968 bis 1971 sind die Jahre, in die der Sound Gingers strebt.
Die Songs rocken, rumpeln und wachsen in Jams über ihre Komposition hinaus. Funky Parts bringen manchen Jazzgedanken ein, die Trompete, von Sänger/Gitarrist Micha Bütikofer gespielt, setzt besondere Farbtupfer. Macht Laune, den Alben, und jetzt speziell dem neuen Album der Band zu lauschen. Marc Walser, ebenfalls Sänger und Gitarrist, bringt sich neben seinem Trompeten-Zwillingsbruder vital ein, die beiden schrauben sich in lässigen, intensiven Jam-Partien gut aneinander hoch. Perfetto unterstützt werden sie dabei von ihrer Backingcrew, die alles andere als nur ‚Backing' ist: Dominik Jucker, der sein Schlagzeug mit Verve und Energie differenziert und heftig spielt und der erdverbindenden Basis Arie Bertogg am Bass, die das Rückgrat erschafft und perfekt abfedert, auf dem die Gitarristen sich nach Herzenslust austoben.
Die Songs, wie üblich, sind überwiegend lang. Schwer gezeichnet von heftigen Soloeinlagen und Jams, schön ausführlichen Instrumentalläufen, die Leben in die Bude bringen und dem Publikum beweisen, dass es genau richtig war, an diesem Abend nirgends anders zu sein. "Gloria" klingt weitaus weniger punkig als üblich, näher am Original und doch weitab im Dschungel psychedelischer Epik.
Das neue Werk präsentiert die stets unterbewertete Band kraftvoll und lebhaft. Bleibt zu hoffen, dass den 4 Jahren Bandgeschichte noch etliche weitere folgen werden.

VM




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