Ginger "The Misty Glapf Sessions" (Eigenproduktion 2007)

Ginger habe ich über Myspace entdeckt, als Gast bei einer anderen Band eingetragen, die ich schon wieder vergessen habe. Beim ersten Kontakt zur Band habe ich mich richtig in die Nesseln gesetzt. Ich vermutete die Band in Holland zu Hause, hatte die Songs gehört und nicht viel auf der Webseite gelesen und meinte in einer Email zu Ariane, der Bassistin der Band, dass sie gut deutsch schreiben würde... Toll! Die Schamesröte wollte nicht mehr aus meinem Gesicht! Ich lerne lesen! Echt! Versprochen!
Ginger leben nicht in Holland, auch nicht in den Niederlanden, sie sind in der Schweiz zu Hause. Und sie rocken heavy! Als Einfluss ist die Zeit Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger des letzten Jahrhunderts genannt; Psychedelic, Blues, Jazz und Rock. Die Bandliste ist vielseitig, so auch der Stil Gingers.
Micha (voc, g, tr), Marc (g, voc), Arie (b, voc) und Andy (dr) gehen stilistisch zwar komplett retro auf, ohne aber mit ihren Songs - und auf der CD sind fast nur eigene Songs - einer Band besonders nahe zu kommen. Ein besonderes Markenzeichen ist die Trompete, die keine Ähnlichkeit zum Spiel von Miles Davis hat, und den harten Rockern und Bluesrockern den besonderen Kick gibt. Die beiden Gitarristen wissen wohl zu spielen, die Gitarrensoli sind perfetto!
Das Programm auf der CD ist, so liest sich das Booklet, zweigeteilt. Die ersten fünf Tracks sind im Studio eingespielt, die drei weiteren sind auf dem Dancing Bear Festival im Juli 2007 live aufgenommen worden.
Mir gefällt vor allem Opener "Hunting", dessen rhythmische Finesse vital abgeht. Das kurze Akustikgitarrenstück "Ants" hat Atmosphäre. Darauf folgen zwei längere Stücke, die schön hart rocken, sodann ein dreiminütiger Rocker, der etwas Punk im Hardrock-Blut hat.
Die Livesongs sind allesamt Longtracks, die ersten beiden davon über 11 Minuten lang. "Glapf" als erstes Stück transportiert Texte von John Phillips und Bob Dylan, die Gesangsleistung finde ich hier nicht gut. Wie in manchem anderen Song liegt Micha schon mal etwas neben der Spur, sein härterer Gesang verliert Kraft in "bluesigem Schleifen" der Stimme. Das sind aber nur marginale Punkte, insgesamt ist sein Gesang gelungen.
Live klingen Ginger druckvoller und dynamischer, zwar verlieren sich etwas der Witz und die Finesse ihrer Studioarrangements, die improvisative Livestruktur gleicht das jedoch aus. Gute Band, die just dieses Jahr auf dem Herzberg Festival zu erleben sein wird, und nicht nur dort. Tipp!

VM



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