Gargamel "Watch for the umbles" (Transubstans Records/Record Heaven 2005)

Ein ganz besonders feines Album präsentiert die 2001 in Oslo, Norwegen, gegründete Band Gargamel. Just 5 Songs sind auf der CD zu hören, alles lange Dinger, versteht sich. Die instrumentale Ausarbeitung der im weitesten Sinne im Progressive Rock mit Folkschnörkeln beheimateten traumhaft schönen Songs ist meisterhaft. Gargamel beweisen mit ihrem Debüt Inspiration und Talent.
Zum einen lassen es Tom Uglebakken (g, voc, fl, sax), Bjørn Viggo Andersen (key), Morten Tornes (dr, voc, Glockenspiel), Jon Edmund Hansen (g), Geir Tornes (b) und Leif Erlend Hjelmen (ce) schön krachen; die Songs rocken fett und schwer. Zum anderen liegen in den langen Stücken äußerst interessante, mitreißende und durchaus zarte Instrumentalpassagen, in denen Flöten, Celli und Keyboards nicht zu kurz kommen. Raffinierte Motive mit enormer Kraft, fragilen Einschüben und emotionaler Bandbreite gehen dort sensibel, witzig und rhythmisch vital auf. Im zweiten Track "Strayed again" sind Saxophon, Flöte und Cello dabei, eine lyrisches Folkpassage auszubauen, bis das Keyboard zu einem zum Niederknien schönen Jazzharmonischen Solo ansetzt.
Nicht alle Gesangspassagen sind gelungen. Zwar technisch gut gemacht, aber wie in "Below the water" etwas steif und ungelenkig, die schwer symphonische und dunkle Komposition mit romantischem Mellotron und gemächlichem Rhythmus baut den mit 6 Minuten kürzesten Song wieder auf.
Trotzdem Gargamel auch dunkle Kompositionen spielen, setzt die Band nicht so stark auf Düsternis wie andere skandinavische Bands. Eher klingt der Folkanteil als skandinavisches Markenzeichen durch. Gargamel lassen sich nicht unbedingt mit anderen Bands vergleichen. Die Jazzanteile, der fast stete Gebrauch der Flöte und die grandios melodischen Basslinien erinnern entfernt an Van Der Graaf Generator, wenn deren stärkstes Merkmal, die Stimme von Peter Hammill auch kein Stück ersetzt wird. Der alte Sound des klassischen 70er Progressive Rock ist hier deutlich Vorbild gewesen. Die Jungs haben gut zugehört und ihre Songs intensiv überlegt.
Dennoch sind auch einige Schwächen auszumachen, das Schlagzeug hoppelt etwas zu sehr, zwar sind die Rhythmen differenziert gespielt worden, aber nicht unbedingt gut "durchgearbeitet" und vital, sondern etwas hängend und zu schwer, um den kraftvollen, dynamischen Fluss stets überzeugend zu halten. Die nasale Stimme des Frontmannes ist gewiss auch nicht die Krönung der Sangeskunst. Intonation und Gesangslinie basieren, scheint's, auf klagend-nörgelndem Blues, und das passt einfach nicht. Die herausragenden Dinge wie das illustre Keyboardspiel, die ausgezeichnete Bassarbeit und die feinsinnige Melodielandschaft der Flöte nicht allein, vor allem die Kompositionen und der gute Gesamteindruck der Songs schaffen es jedoch leicht, von der Truppe und ihrem Debüt hingerissen zu sein.
Unbedingte Empfehlung!

gargamel.no
recordheaven.net
VM



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