Frogg Café "The Safenzee Diaries" (10t Records, VÖ: 30.03.2007)

In der Geschichte der Rockmusik hat es bereits einige grandiose Live-Alben gegeben, auf denen zu hören ist, wie die Band live intensiver, leidenschaftlicher, organischer arbeitet, und die Energie des Gemeinklangs viel höher und ansteckender ausfällt, als bei technisch ausgetüftelten Studioproduktionen. Yessongs und Yesshows, "Playing the Fool" (Gentle Giant), "Two For The Show" (Kansas), "One More From The Road" (Lynyrd Skynyrd), "In Concert" (Rare Earth), "At Carnegie Hall" (Chicago) und viele weitere. Die besten Zappa-Platten sind Liveplatten (z.B. die brillante "Zappa in New York"), Jimi Hendrix' Songs klangen nie besser als in Liveaufnahmen, bestes Beispiel ganz persönlich meinerseits neben Colosseums magischem "Live" ist Premiata Forneria Marconis "Live in USA", nach der Platte ist nichts wie vorher, selbst wenn der Klang muffig ist.
Frogg Café haben ihre Bühnenenergie auch bereits in Deutschland gezeigt, auf der Zappanale gaben sie ein grandioses Konzert, und nicht nur dort. Die beiden CDs von "The Safenzee Diaries" bringen es auf 137 Minuten Spielzeit, verteilt auf 14 Songs, darunter 8 neue Stücke. Frogg Café haben als Zappa-Coverband angefangen und sind es eigentlich bis heute geblieben. Zwar spielt die Band nunmehr komplett eigene Songs, ihr Stil jedoch ist zappaesk geblieben. Der Mix aus Progressive und Jazz Rock kommt dem 1972 - 74er Zappa enorm nahe, im begnadet jazztriefenden Keyboardspiel, dem komplexen Rhythmus, der organischen Spielweise der Blasinstrumente, den eigenwilligen und brillanten Geigensoli. Frogg Café begeben sich wie die großen Bands in der guten alten Zeit in ihren Songs live auf ins Improvisative, entfernen sich von den Studioversionen und entwerfen grandiose, intensive Strukturen, die man einfach hören muss. Bisweilen verläuft sich die Band tief im Jazz, brütet schräge Motive aus, nur um an der richtigen Stelle wieder am komponierten Motiv anzuknüpfen, die Songstruktur zu bedienen - und sich bei der nächsten Möglichkeit wieder ins verzwickt komplexe Netz der Improvisation zu vertiefen.
Vor allem die Intensität und Spielwut, die Dynamik des Gruppenklanges und die Klangvielfalt sind erheblich höher, leidenschaftlicher und hinreißender als auf den drei bisherigen Studioalben. Jederzeit ist zu spüren, dass die Männer großen Spaß auf der Bühne hatten und jede Chance nutzten, sich in gewagte Experimente aufzumachen und noch mehr Klangerfahrung, mehr Harmonie und mehr Intensität auszuloten. Für mich persönlich ist "The Safenzee Diaries" das bisher beste Album Frogg Cafés.
Die Musiker in der Band haben die Zwanziger längst verlassen, so spielen sie nie extrem hart und wild, kann man hier und dort Konzentration und Routine spüren, ohne aber, dass das negativ auffällt. Hier gilt nur eins: Augen zu, Kopf ausschalten und auf Empfang gehen - die neuen wie die alten Songs sind reiche Klangerfahrung. Dafür kann man so manche andere Platte einstauben lassen. Empfehlung!

froggcafe.com
justforkicks.de
VM



Zurück