|
Frogflavor "Space of Magic" (Intermusic/Musea Parallele 2006)
|
Die japanische Progressive Rock Szene hat schon so manche extravagante Band mit ausgefallenem Album präsentiert, es ist mal wieder Zeit dafür. Frogflavor ist ein Trio, das sich mit extraordinärem Jazzrock präsentiert. Unter der Leitung des Bandchefs Hiroyuki Sekine (b) spielten Toru Kubota (d) und Issei Takami (g) 12 allesamt kurze, instrumentale, ungewöhnliche und ungemein ausdrucksstarke Prog Jazz Fusion Tracks ein. Gegründet hat Sekine die Band mit Takami, nachdem beide die Vorgängerband Bandvivil auflösten. Jazztrommler Toru Kubota kam hinzu und die Besetzung war komplett.
Die Intention liest sich bereits aus dem kurzen Bass-only Opener. Alle nachfolgenden Tracks sprechen die gleiche Sprache: hier wird Musik in ihrer intensivsten und intimst-komplexen Art zelebriert, ohne technisch zu sehr aufzuspielen. Die Tracks sind trotz erheblich technischen und knifflig komplizierten Aufbaus stets darauf konzentriert, kleine feine Meisterwerke zu sein; Songs, die emotional mitreißen und große interpretatorische Leidenschaft zeigen. Alle drei Musiker sind aktive Melodiker, alle arbeiten konzentriert, vertieft und überlegt, ohne den Stücken auch nur einen Hauch von Kopflastigkeit zu geben.
Einige Tracks sind mehr Jazz, andere mehr Rock, dann eher Funk oder Metal, ohne von allem zu viel zu sein und alle anderen genannten Stile stets zuzulassen. Allein die vielfältigen und verblüffend logischen und trotz aller Komplexität eingängigen Ideen sind das große Plus der Band. Mal ist so ein Song aufgrund des Rhythmus fast schon Disko-Funk (wohlgemerkt in abstrakter Avantgarde-Version), dann gibt es mordsmäßig heftiges Geknüppel wie im Metal, als sei eine Jazztruppe aus Versehen an elektrische Instrumente gekommen und probiere sich mal eben voll Inbrunst und Hingabe daran aus. Dann sind da die zwei/drei Funk-Tracks, deren ungemein knackfrisches Arrangement tief ins Blut schießt und einfach nur betört.
Auch wenn die drei Instrumentalisten sehr gut in der Ausübung ihrer Leidenschaft sind, gefällt mir die Handwerkskunst zweier Involvierter doch ganz besonders vor dem Dritten. Das ist zum einen der Chef des Unternehmens, Bassist Hiroyuki Sekine, dessen selbstbewusste Läufe und melodische Eskapaden mich winterliche Kälte und verliebte Teenagertocher ganz vergessen machen. Der Bass wird zu Fleisch, das Instrument spricht und singt. Es klingt so voll und lebendig, wie es nur die Besten können. Fast bin ich eingeschüchtert ob der grandiosen Klänge und des virtuosen und so ungemein klangvollen Spiels.
Desgleichen hat es mir Schlagzeuger Toru Kubota angetan, der zwar hin und wieder unterfordert klingt, im Vergleich zu dem, was er in den wildesten und ausgefallendsten Momenten spielt, aber doch stets alle Millimeter seines Schlagzeuges souverän in Schwingung und Arbeit zu bringen vermag, nebenbei Kaffee trinkend, Doktorarbeiten schreibend, Regenwald rettend, Hunger stillend.
Gitarrist Issei Takami steht dem wenig nach, nur hat er die fatale Aufgabe, die dem Publikum zuerst eingehenden Melodien und Soli zu spielen. Damit gerät er nicht unter Druck, bei weitem nicht, aber das metallische Solieren und die zarten bis abstrakten Harmonien sind dann doch das eingängigste am insgesamten Geschehen in den Songs.
Frogflavors "Space of Magic" gehört zu den Alben, die man sich ganz allein unter Kopfhörer anhört und anschließend zur Hälfte wieder mit der Welt versöhnt ist. Ein Therapeutikum, dessen Rockfans immer wieder bedürfen. Zuerst bitte den 8. Track "Five" anhören!
Kann ich nur unbedingt empfehlen!
http://homepage3.nifty.com/hiross-bbb
musicterm.jp/intermusic
musearecords.com
VM
Zurück
|
|