Frequis „Frequis“ (Eigenproduktion 2011)
Frequis „The Escape“ (Eigenproduktion 2012)

Cassandra Aguiar (Stimme) ist so ganz und gar nicht die brave Metal-Sängerin aus der Reh-Torte, sondern eine ganz eine abgebrühte Chanteuse aus der Fritteuse, die neben Belcanto auch kreischen, gurgeln und wimmern kann. Das macht schon mal einen dicken Pluspunkt auf dem Konto der Amerikaner Frequis. Damit das Mädel nicht aus lauter Verzweiflung alleine durch die Gegend schreien muss, haben sich die vier Instrumental-Jungs Brian Morris (Gitarre), Chris Nastri (Gitarre, Keyboards), Jared Johnson (Bass) und Peter Czapiga (Schlagwerk) zu ihr gesellt, die ihr Handwerk genauso gut beherrschen wie Cassie ihr Mundwerk. Abwechslung wird schon auf der selbstbetitelten EP groß geschrieben, denn hier heißt die Devise „besser Ballade als malade“ und Riffbretter wechseln mit Samttapeten. Die wilde Hilde aus Arizona steigt nach jedem vokalen Jammertal wie ein Phoenix aus der Wein-Flasche, denn ihre bisweilen fast schon unerhörten Kassandra-Rufe verhallen gewiss nicht ungehört. Instrumental machen es uns die Phoenixen nicht leicht; eine Kategorisierung verbietet sich quasi von selbst. Als Eckdaten kann eine amorph wabernde Schnittmenge aus Gothic-, Power-, Prog- und Melo-Death-Metal ausgemacht werden, die für alle Fans dieser Genres genügend Leckerli zu bieten hat, um auch für ein wiederholtes Hören interessant zu bleiben. Die Folge-CD „The Escape“ mit Death-Metal-Spielzeit kann als ELP bezeichnet werden und ist insgesamt betrachtet ein härteres Kaliber, auf dem die Instrumentalarbeit der Prügel- und Saiten-Knaben noch besser zur Geltung kommt, ohne die Nachvollziehbarkeit der Melodielinien zu beeinträchtigen. Schlüsselbrettbohrer wurden prophylaktisch aus dem Sortiment genommen. Somit werden fast schon sämtliche Gemüter aus dem harten Rockspektrum angesprochen; eiserne Jungfrauen tanzen mit dem Leichenfresser im in der Manilla Road gelegenen Traum-Theater der Tragödien nach den psychotischen Walzer-Klängen der X. Symphonie und vergießen dabei regelrechte Tränenseen. Wer zuletzt nach dieser bizarren Vorstellung erwacht, hat Putzdienst. Hoch die Eimer!

frequis.com
Frank Bender



Zurück