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Henrik Freischlader Band "the blues" (ZYX Music, VÖ: 17.03.2006)
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Die ersten Töne auf der CD "the blues" könnten 1927 eingespielt worden sein, oder vom ersten Album von Johnny Winter (1969) stammen. Die akustische Slide-Gitarre wird kräftig gezupft, die Saiten gezogen, nach dem kurzen Intro ist schon der Rhythmus zu fühlen, der in den folgenden 11 Songs genüsslich aufgekocht wird; Stimme dazu, die erste Strophe, dann hält der Song inne und die Band fällt ein. Der eröffnende Titeltrack schon hat alle Facetten, die das Album "the blues" so eindrucksvoll machen. Schwere Rhythmen, leidenschaftlich langsame bis rasant schnelle Gitarrensoli, die kratzig-elegante Stimme von Bandleader und Gitarrist Henrik Freischlader und die süffig-swingende Begleitung seiner kongenialen Barden Oliver Schmellenkamp am Bass, Daniel Guthausen am Schlagzeug und Gast Sascha Kühn an Orgel und Fender Rhodes.
"the blues", Song und CD, haben viele Facetten. Im Song wechselt nach dem Solo der elektrischen die akustische Gitarre ein und führt das klare Anfangsmotiv fort, um von der elektrischen Band eingeholt und ins Pflaster geplättet zu werden. Schön gemacht!
Langsame und schnelle Tracks lösen sich ab, entspannte und nervöse Stimmungen greifen die emotionale Skala ab, immer wieder die nörgelnde und Töne schleifende Stimme, jazzige Motive, funky Rhythmen, trashige Orgelphrasen und der tiefe Ruhepol des Basses, der den Rhythmus des Schlagzeuges mit der Melodie der Kompositionen verbindet. Die Band reizt ihren Blues mit kraftvollem Rock aus, fährt die Energie runter und Melancholie hoch.
Modisches Zeugs findet nicht statt, alles ist auf den feinen, klaren Klang der Gitarre konzentriert, der Blues swingt und rockt. Freischlader hat ein unglaubliches Talent, hinreißende und überraschende Soli zu intonieren, aber das ist es nicht allein. Jeder Song ist sofort als Blues identifiziert, ohne jedoch schablonengleich bekannte Motive aufzuwärmen. Gewiss sind viele der Songtypen bereits bekannt, doch was die Band daraus macht, wie sie die Songs spielt, vorprescht und sich zurücknimmt, Stille und Lautstärke verbindet, ist fabelhaft. Vergleiche gibt es zuhauf, logisch. Doch ist die Henrik Freischlader Band keine Kopie, sondern ein Original. Die Intonation der Songs überzeugt.
Ganz besonders die abschließende Ballade "lonely world", die über 8 Minuten lang das leise, melancholische, luftige und dabei hochenergetische Motiv spielt und spielt, vom Gesang und den zarten Variationen der Gitarre stetig weitergeführt. Peter Green steht im Raum. Eric Clapton hockt in einer Ecke. Die Wände glühen. Und Henrik Freischlader spielt. In den 1970ern gab es großartige Bluesrockalben, danach weniger viele, hier ist wieder eins. Starker Stoff!
VM
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