Free Love "Apocalypse" (Poseidon/Musea Records 2006)

Free Love wurde im Jahr 2000 gegründet, existierte 2003 bis 2004 nicht und wurde anschließend reaktiviert. Seitdem spielen Hiroaki Shibata (voc, g), Hiroki Matsui (key), Tatsuya Ai (b) und Atsushi Motohashi (dr) aktiv miteinander. 2002 legte die Band das Demo "Incubus" vor, 2005 waren sie mit einem Song auf dem Sampler "Samurai Metal Vol. 1" vertreten, Anfang 2006 gab es ein weiteres Demo "Official Bootleg Vol. 1 - Concert 2005 Sapporo", das vom Poseidon Label zur Promotion verwendet wurde, gleichzeitig kündigte Poseidon Records an, dass Free Love im Studio seien, um das Debütalbum einzuspielen.
"Apocalypse" wird jetzt Ende Sommer 2006 von Poseidon/Musea veröffentlicht. Die Studioarbeit hat sich gelohnt, die 7 Tracks der CD sind exzellent geworden. Die CD hat einen kraftvollen, dynamischen Sound, die beste Basis für die Songs. Free Love zeigen sich von Deep Purple, Led Zeppelin, Uriah Heep, Emerson, Lake & Palmer und Psychedelic Rock inspiriert.
Gleich der Opener ist eine Coverversion von Led Zeppelins "Kashmir". In den ersten Minuten ist das kaum zu vernehmen, bis der Gesang einsetzt und die Gesangslinie die Komposition verrät. Ein mordsintensiver geflangerter Gitarrensound sitzt auf dem bombastischen Monstertrack. Der Anfang: ein Bastard aus Magma und Led Zeppelin. Als spielte Jannik Top den Bass! Die Gitarre röhrt psychedelisch, im Hintergrund wehen Keyboardnebenschwaden, das Schlagzeug wird wie in guten alten Zeppelin-Tagen bedient, von ungeheuer hart und laut klingendem Sound. Erst zum Ende des keine 6 Minuten langen Covertracks singt Hiroaki Shibata mit positiv eigenartiger und eindrucksvoller, aber nicht besonders kraftvoller Stimme die Lyrics der Zeppelin-Nummer.
Ohne wahrnehmbare Pause geht es mit dem Instrumental "Spiral" weiter (die beiden Stücke waren auch auf dem letzten Demo hintereinander zu hören. Das Stück ist wie ein endloses Mahlwerk. Minimalistisch in sich verschlungene Motive schneidet die elektrische Gitarre in lange Fäden, die von Donnerbass und Bombastschlagzeug bis in fast 8 Minuten ausgedehnt wird. Das Keyboard ist für die düstere Stimmung verantwortlich und zeichnet das psychedelische Flair und lässt Stürme entstehen. Und dann?
Eben haben die noch fröhlich in bester Led Zeppelin Manier abgerockt, da spielen die plötzlich Prog Country Techno mit einer Bombast Schwere, die an das Wiegen der süßen Kleinen im Kinderwagen erinnert. "Kami-No Chishiki" zeigt die melodische Seite der Band. Hin und wieder waren so ein paar verspielte Melodieschnörkel schon einmal in den ersten beiden Songs vorgekommen, in dieser - übrigens schön hart gespielten - Ballade setzt sich lieblich klingende Melodieseligkeit durch. Das hat was, ist eine gute Idee, verblüfft mit naivem Charme und seltsam billig klingenden Keyboardsounds - sowie dem Kindergartengesang. Das muss man gehört haben!
In den nächsten drei Songs geht es mit dem grandiosen Psychedelic Hardrock weiter. "Maze Of Psycho", das auch schon auf beiden Demos enthalten war, beginnt mit einem exzellenten Schlagzeugsolo, "Island" und "Umi-No Koe" sind bisher nicht veröffentlichte Stücke. Und dann kommt der Höhepunkt: "Shangri-La": zeppelineske Schwermetall-Orgie mit quietschender Orgel, verhallt knüppelnder Schlagzeugmaschine und schneidenden Gitarren auf psychedelisch hart rockendem Led-Zeppelin-Ethno-Keyboard-Teppich: einfach saugeil! Das Stück wälzt sich heran, fängt leise an und wird schnell laut. Daraus wird in der Folge über 18 Minuten ein wüster Rausch aus tickendem Rhythmus, zerschellenden Gitarrensoli, donnerndem Bass, schwerelos rührendem Keyboardschwulst - ein Wahnsinnsbrei, der im extrem lauten Chaos mündet. Wie gesagt, eine Orgie.
Die vier Stücke vom letzten Demo haben in der Neueinspielung nicht nur im Klang gewonnen, sondern sind auch strukturell gewachsen. Die Ideen der Stücke sind verzahnter arrangiert, komplexer und technischer gespielt und haben nichts von der intensiven und lebhaften, ungemein dynamischen Kraft verloren, die die Livetracks auszeichnete.
Ist vielleicht falsch, mit dem Ansatz heranzugehen. Aber nach diesem grandiosen und allen Fans harter, virtuoser Rockmusik unbedingt zu empfehlendem Album sollte eine Live-CD veröffentlicht werden, wenn die Jungs nicht besser noch in Europa und Deutschland Konzerte geben sollen!!!

ww35.tiki.ne.jp/~apocalypse/
poseidon.jp
musearecords.com
VM



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