The Flower Kings "Adam & Eve" (InsideOut Records 2004)

So viele Alben sie veröffentlicht haben, so oft sind sie gelobt worden. Dafür, dass sie unermüdlich die Stange des Symphonik Rock halten und immer wieder dazu in der Lage sind, anspruchsvolle und mitreißende Musik zu spielen. "Adam & Eve" ist bereits das 11. Album seit dem fulminanten "The Flower King" von Roine Stolt, das er 1994 veröffentlichte. Auf dem letzten Studiowerk ("Unfold The Future") hatte Roine Stolt einigen Jazzrock zugelassen, den seine beiden wohl besten Mitstreiter Zoltan Csörsz (dr) und Jonas Reingold (b, The Karmakanic King) ausgeklügelt hatten. Schon im Vorfeld zu "Adam & Eve" war zu lesen, dass das nicht wieder vorkommen werde. Da siegte die Mainstream-Fraktion in Roines Seele. Warum nur? Zeit, sich kritisch mit dem neuen Album auseinanderzusetzen.
Viel hat sich nicht verändert. Der typische Flower-Kings-Sound ist nach wie vor präsent, die typischen Harmonien, Höhepunkte, melodischen Wechsel, Eckpunkte sind eindeutig. Das hat jede Platte, fast jeder Song so drauf. Die Band hat einen markanten Klang, der vor allem in den langen Stücken einige Längen birgt. "Love Supreme" (19 Minuten) scheint viel zu lang, da gibt es Passagen, die auf der Stelle treten. Auch ist die Band hin und wieder zu seicht und harmonisch, fast kitschig. Trotzdem sind immer noch Jazz-Rudimente zu hören, wenn auch nur wenig, schade! Komplex ist die Musik natürlich nach wie vor, aber längst nicht so komplex und ebenso wenig so überraschend, wie auf früheren Alben. Gewiss sind wieder einmal die kompositorischen Ideen überzeugend, ohne aber wirklich so kraftvolle und verflixt geniale Knotenpunkte zu servieren, wie es auf vorherigen Alben der Fall war.
Die Band, und das ist vor allem Roine Stolt, ziehen sich auf den sicheren Punkt zurück. Vielleicht ist in den letzten Jahren zuviel über die disharmonischen Sachen gemeckert worden. Oder Roine will einfach nicht mehr, aber genau das fehlt jetzt! Dafür sind an ein paar Stellen klassische Motive zu hören, als hätte Roine eine Passage von Mozart geklaut. Nett integriert. Danach gibt es einen langatmigen, akustischen Gitarrenpart, der überhaupt nicht von der Stelle kommt.
In den weiteren Songs ist das nicht anders. Oft zu lieblich und nett, zudem mit der viel zu dünnen Stimme von Hans Fröberg (die mir noch nie zugesagt hat!), hat sich da ein gemütliches Klima eingeschlichen, das viel von der Kraft der Musik raubt. "A Vampires View", gesungen von Daniel Gildenlöw, der sich neben seiner Band Pain of Salvation zunehmend bei den Flower Kings engagiert, ist ein weiteres schwerfälliges Stück. Allein die immer wiederkehrenden Lyrics in ihrem süßlichen Kleid nerven gewaltig!
Gewiss ist immer noch Saft und Kraft drin, in dem kurzen "Days Gone By", eine lyrische Ballade, niedlich, aber angenehm. Und vor allem im Titelsong, in dem die Gitarre mal wieder darauf stolz sein darf, in einer Rockband zu arbeiten. Hier stimmt plötzlich alles. Aber das kann nicht alles sein. Nein, "Timelines" ist wieder ein guter Song, nur übertroffen von "Drivers Seat", der in 18 Minuten das volle Programm bietet und schön knackig und frisch klingt. Fetter Fundament-Bass, komplexes Getrommel, vitales und überraschendes Keyboardspiel und Roines Stimme, die sowieso am besten zu diesem Sound passt.
Bleibt, das Cover zu erwähnen, das gewiss irgendwelche philosophischen Betrachtungen transportiert (Männer = Muskelaffen, Frauen = Lichtwesen), aber einfach seltsam blöd aussieht. Mit "Adam & Eve" wird die Neo Prog Fraktion bedient. Freakiges, ausgeflipptes Material gibt es deutlich weniger zu hören als bisher. Trotzdem ist die neue CD ein Höhepunkt des Symphonic Rock. Wer außer den Flower Kings hält über Jahre so die Stange!?

flowerkings.se
insideout.de
VM



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