Flat 122 "The Waves" (Poseidon/Musea Records 2005)

Die einzigen lateinischen Lettern inmitten der japanischen Hieroglyphen auf der letzten Seite des Booklets lauten: Percy Jones, Magma, Pat Metheny, Blue Motion und Univers Zero. Das muss nicht die unmittelbare Inspiration der Band sein, Ansätze der genannten Musiker/Bands sind jedoch mit viel Phantasie in den 11 Songs der CD gewiss auszumachen. Takao Kawasaki (p, synth), Satoshi Hirata (g) und Kiyotaka Tanabe (dr, perc) und die Gastvokalistin Akane Kobinata haben ein interessantes Werk eingespielt, das neben hinreißenden Höhen auch einige Schwächen präsentiert. Der Titeltrack ist mit über 15 Minuten das längste Stück der CD. Da ist Emerson Lake & Palmer rauszuhören, Jazzrock a la KBB und verspielte Strukturen zwischen Avant Prog und symphonischem New Age.
Die Palette ist auch in anderen Songs weit gefasst. Mal rocken Flat 122 wie wild durch extrem komplexes Liedgut ("The Summer", "Dizziness"), dann spielen sie hinreißenden, hochenergetischen Jazzrock ("Neo Classic Dance", "Panorama"), rasen über ausgedehnte symphonische Klanglandschaften ("Spiral") und dann spielen sie zarte Klassikstücke ("Satie #1") oder probieren sich an sehr kurzem, abstraktem Noise, den Akane Kobinata geschrieben und lautmalerisch gesungen hat. Schließlich gibt es noch ambiente und melancholische Balladen, die weithin fließen und recht angenehm anzuhören sind.
Die Musik auf der CD ist durchwachsen. "Spiral" zum Beispiel, über 13 Minuten lang, beginnt fabelhaft, um irgendwann jedoch mittendrin zu verebben, da passiert wenig und die Energie geht flöten. Zum Ende erholt sich der Track und die CD klingt leidlich aus. Einige der Songs haben so ihre Schwierigkeit, auch der ausgedehnte Titeltrack braucht eine Weile, um in Gang zu kommen. Wenn die Band jedoch warm gespielt ist, dann kann noch so komplexes Material auf das Trio warten, sie nehmen es mit Bravour.
Das Schlagzeugspiel von Kiyotaka Tanabe ist ausgezeichnet und sehr plastisch aufgenommen worden. Pianist Takao Kawasaki spielt expressiv und emotional. Nur Gitarrist Satoshi Hirata muss sich aus der gewissen Starre lösen, die er zumeist präsentiert (abgesehen von den wilden Parts und einigen Soli).
"The Waves" ist trotz mancher Einschränkung ein starkes Album, das viele Überraschungen bietet. Unbedingt texten!

geocities.jp/flat122
musicterm.jp/poseidon
musearecords.com
VM



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