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Fitzcarraldo
"Hansestadt" [EP] (Baxxbeatmusic, 26.03.2012)
"Oldenburg" [EP] (Baxxbeatmusic, 04.06.2012)
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Die Stücke auf "Hansestadt", sechs an der Zahl, zusammen 27:17 Minuten lang, wurden während der Session zum 2010er Album "Lass Sein Was Ist" aufgenommen, passten nicht dazu und wurden in den Eisschrank gelegt. 2012 sind die Stücke immer noch frisch, keine Patina, nix vergangener Zeitgeist. Für die eher melancholischen, sphärischen Stücke mit lyrischem Tiefgang geben sich Fitzcarraldo die Schublade Post-Rock/Shoegaze/Remixed.
In der Besetzung Jan Maier (g, samples), Ulrich Kaindl (g), Heiko Hümpfner (dr) und Daniel Stenger (b, keys, laptop) wurde "Hansestadt" eingespielt. Mittlerweile sieht die Besetzung anders aus. Nur das Original ist original, Track 1. Die weiteren 5 Stücke sind Remixe. "Red On" - Philipp Dittmar, "PNFA" - Wolfram Gruß, "Hot Air Balloon Race" - Daniel Stenger, "Mathieu Joue Du Piano" - Matthias Pistner, "Acústica" - Ulrich Kaindl.
Der laszive Songreisen schwebt entspannt und groovebetont dahin, lässig und elegant, und nicht ohne Ausdruck und Sinn. Post-Rock passt nach meinem Verständnis wohl am Besten. Die reichen Arrangements und das beschwingte Pendeln, der epische Fluss und der angenehm differenzierte, nicht aufgesetzte Rhythmus machen den Song und seine 5-fache Neuerschaffung zu interessanten und nachvollziehbaren Erfahrungen, die als Filmmusik funktionieren könnten, viel mehr im vollen, dunklen Konzertsaal die hungrige Meute in Trance fusionieren kann.
Hansestadt!
Noch dieses Jahr will die Band mit neuem Material nachlegen. Nur unbedingt!
Und da ist sie. Fitzcarraldo aus Aschaffenburg sind auf gefühlter Norddeutschlandtour. Die Station in "Oldenburg" wird mit einer 5-Track-EP (17:05 Minuten) festgehalten. Stil: Post-Rock/Stoner/Doom. Passt. Das beschauliche Oldenburg lässt in seinen großen Verkehrskreiseln Hasen hoppeln, die dort nicht weglaufen - und so nicht überfahren werden. Die Stadt hat einen Second Hand Plattenladen, in den besuchswürdigen Gassen haben sich überraschende, witzige, kreative und hochqualitative Geschäftsideen angesiedelt. Und wie auf "Hansestadt" antworten Fitzcarraldo überwiegend tiefmelancholisch darauf. Ob nun mit schwerem Rock, verspieltem Solo-Piano oder verweht leichten Songideen, nur das dramatisch vorgetragene Spoken-Word am Ende des ersten Tracks (in deutscher Sprache) ist fordernd, forsch und aggressiv, muss auch so sein, hört's euch nur an, die Band beweist Inspiration und Tiefgang.
Ebenfalls in der "Lass Sein Was Ist" Session eingespielt und thematisch wie "Hansestadt" nicht zum Konzept der Platte passend, bekommt "Oldenburg" seine eigene Präsentation. Fitzcarraldo haben ein Händchen dafür, verblüffend einnehmende Ideen interessant zu arrangieren und zu spielen. Die kurzen Tracks (1:54 bis 5:31) haben Zeit, sich zu entfalten. Ob nun schwerer Doom "Ruine" beschreibt (wie in "Pneumonie"), oder verklimpert zartes Pianospiel ins Verträumte treibt, sphärisch ambiente Sounds weit über den Horizont streichen ("Howard") und das melodische Spiel des Gitarristen zuerst gar nicht beachten lassen - die Songs wachsen mit jedem Hören und machen deutlich, dass Musik kein Ende hat und ob aller vorhandenen und jemals eingespielten Songs/Alben/Musikstile Kreativität stets auf's Neue wächst. Philosophische EP, durchaus, und hochemotional.
Noch dieses Jahr wird Fitzcarraldo ihre Wiedergeburt mit neuem Basser und dritter Gitarre erfahren.
VM
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