First Band From Outer Space "We're only in it for the Spacerock" (Record Heaven/Transsubstans 2005)

Wo auch immer die First Band From Outer Space zu Hause ist, sie haben seit mindestens 35 Jahren große Antennen auf die Erde ausgerichtet, um sich anzuhören, was hier so als Rock'n'Roll durch den Äther geistert.
Und tatsächlich fanden sie auf Erden etwas, was dem Trupp besonders zusagte: Spacerock.
JohanFromSpace (voc, g, synth), SpaceAceFrippe (b, synth, back-voc), StarfighterCarl (dr, perc) und MoonbeanJosué (fl) waren hellauf begeistert, haben sich in ihr Raumschiff geschmissen und sind zur Erde gedackelt. 2001 landeten sie in Gotenburg, Schweden, weil da die Musikinstrumente so billig sind, oder es viele Helfer gibt, die ihnen sagen, wie diese bedient werden müssen. Zudem wurden ihnen dort diverse Schallplatten begnadeter Rockbands zugesteckt, wie Hawkwind, Hard Stuff und Pink Floyd sowie schwedischer Bands wie November, Kebnekajse und Träd Gräs och Stenar, deren Klänge sie mit süchtigen Gehörorganen in sich aufnahmen.
Aus diesen Erfahrungen erwuchs ein stattliches Wissen um die Historie der Rockmusik. Und so begannen sie, ganz Außerirdische, die Eindrücke der Reise in eine Art Musik zu transformieren, die man Spacerock nennen kann.
Dabei legten sie Wert darauf, nicht wie die Rolling Stones zu klingen, oder wie Frank Zappa, sondern wie dieses zähflüssige Zeug, das auf Erden mit der Namenskombination Psychedelic, Space und Rock ausgedrückt wird. Dazu packten sie ein wenig folkloristisches Musikgut, das sie auf ihrem Trip über die Erde vor allem im indischen und afrikanischen Raum vernommen hatten.
Schließlich haben sie sich nicht zu blöd angestellt und tatsächlich Songs für ein Album eingespielt, die man sich anhören kann, ohne von seltsamen Geräuschen zu Tode erschreckt zu werden. Als Bonus legten sie einen kleinen Ausschnitt ihrer Reise als Video auf die CD, so dass der geneigte Hörer sich eine Vorstellung davon machen kann, was es heißt, von einem Planeten, der keine nennenswerte Musik entwickelt hat, zum Rock'n'Roll Planeten Erde zu surfen, um dort mitzumischen.
Eine irdische Plattenfirma hat sich dem obskuren Sound der seltsamen Vögel angenommen und stellt das CD Produkt in die Plattenregals der CD Shops diesseits des Kleinen Wagens.
Das außerirdische Quartett weiß nicht nur herkömmlichen und aussagekräftigen Spacerock zu spielen, die Jungs können das sogar richtig gut. Ihre Songs sind, wie das eben bei Planetenreisenden Spacerockfreaks so ist, lang. Nach dem Intro sind die Tracks zwischen 4 und 20 Minuten lang, drei davon um die 10 Minuten, grob gesagt, denn was sind schon so kleine Zeiteinheiten im Vergleich zu der verdammt langen Reise, die die Alienfreaks hier zurückgelegt haben.
Die spielen Gitarre wie Erdlinge, das Schlagzeug deftig und heftig, das Keyboard mit reinem Spacerockgeblubber. Der Flötist, nun der hat entweder geschlafen oder seine Pfeife digital verstärkt, so dass die Zwitscherei letzten Endes von ihm stammt.
Allein, dass JohanFromSpace irdische Worte englischer Sprache vokalisieren kann, ist ein fabelhaftes Ding. Die Jungs sind echte Freaks, und echte Künstler. Denn sie haben das Teil, das sie intellektueller Weise (nach ihren eigenen Maßstäben…) "We're only in it for the Spacerock" genannt haben, durchaus gelingen lassen. Die irdische Spacerock Gemeinde kann die Kerzen entzünden, sich in Trance brabbeln, die Platte volles Rohr abspielen. Und sich mental auf den musikwüsten Heimatplaneten der First Band From Outer Space schmuggeln, um dort das große Gruseln zu kriegen und sich zuletzt freuen, hier auf Erden Bagger fahren zu dürfen.

VM



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