Final Step "Three Sails - Live @ Il Magazzino" (Unit Records 30.10.2015)


"Live @ Il Magazzino" ist das neue Studioalbum der Tessiner Band Final Step. Live/Studio? Ja. Matteo Finali (g, comp), Fabio Buonarota (tr), Walter Calafiore (saxes), Alessandro Ponti (Hammond, keys), Francesca Morandi (b), Dario Milan (dr) und Silvano De Tomaso (perc) nahmen im Studio von Mauro Fiero auf, der das Album mit dem Komponisten und Gitarristen sowie dem Schlagzeuger produzierte. Das Studio selbst ist so groß und hat eine so tolle Atmosphäre, dass die Band sich Publikum einlud und ihr neues Programm in Bild und Ton vor versammelter Mannschaft einspielte. Live im Studio.
"Three Sails" ist die CD+DVD - Produktion genannt, die CD enthält 7 Songs, die 48:43 Minuten füllen, auf der DVD ist der Konzertteil mit 51:35 Minuten und identischem Programm etwas länger - die Pausen zwischen den Songs. Auf der DVD ist zu sehen, dass die Band ihrem kaum sichtbaren und mucksmäuschenstillen Publikum zugewandt arbeitet, die Bassistin ist wenig nur zu erkennen, das geht dem Keyboarder ebenso, aber alles ist gut aufgezeichnet. Entspanntes, virtuoses Konzert, in dem nicht die Musiker, sondern die Musik der Hit ist. Von mehreren Kameras eingefangen ist das Programm kurzweilig anzusehen - ganz persönlich indes höre ich lieber der CD zu und entspanne die Augen.
Die DVD enthält zusätzlich einen ‚Special'-Track, der 7:22 Minuten läuft. Darin sprechen Gitarrist Matteo Finali und Schlagzeuger Dario Milan über das aktuelle Projekt. Nach einem kurzen Track, "Red Ruby", der kaum zwei Minuten dauert, ist der Studioinhaber Mauro Fiero dran, seinen Kommentar abzugeben, bis die beiden Musiker noch einmal zum Zuge kommen, ihre Band und die besonderen technischen Möglichkeiten der einzelnen Musiker hervorheben. Nett gemacht, angenehm locker und entspannt.
Final Step, das sind 7 Musiker, und ein Jeder davon hat seine eigenen besonderen musikalischen Vorlieben. Basis und Fundament der Band ist Jazz-Funk, aber da ist weitaus mehr. Etwa die lateinamerikanischen Einflüsse, die besonders von Tasten, Trompete und Perkussion umgesetzt werden und eine gewisse, latente Nähe zum (alten) Santana-Sound mit sich bringen. Da sind folkloristische Einflüsse, die hier und da aus dem Kanon der Weltmusik gezogen wurden und da ist die knackige, scharfkantig exakte und mitreißend satte Rocksprache, die der Gitarrist (mit Boogie-Verstärker wie Carlos Santana?) und der Schlagzeuger, der in aller Groove-Seligkeit schön komplex und differenziert trommelt, entwerfen. Daneben gibt es Parallelen zu frühem Billy Cobham, wie dieser nach dem Mahavishnu Orchestra mit verflixt tollen Soloalben startete.
Die Songs sind überwiegend laid-back, technisch rasant und vital ausgeführt, schön ideenreich und voller virtuoser, lebhafter Soli, deren beste, meiner Meinung nach, vom Trompeter, dem Gitarristen und dem Keyboarder gespielt werden. Aber nicht ein Mitglied braucht sich vor den anderen zu verstecken, die Songs werden erst so saftig und kernig, weil das Bandinterplay so perfekt harmoniert und alle Beteiligten mit Leib und Seele dabei sind. Gut komponiert, mit raffinierten Licks, eingängig und anspruchsvoll, sind die neuen Songs echte Perlen mit zahllosen Überraschungen und vitalen Entwicklungen.
Schönes, originelles und pur instrumentales Album, dass einmal mehr beweist, dass Funk, Jazz und Rock zu einer hinreißend lebhaften Sache verschmelzen können, wenn nichts auf Pop orientiert ist.
Tipp!

finalstep.ch
unitrecords.com
VM



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