F.G. Experimental Laboratory "Journey into a dream" (Eigenproduktion 1975, Thors Hammer 2006)

F. G. Experimental Laboratoy war ein Einmannprojekt von Frédy Guye aus Neuenburg/Neuchatel im französischsprachigen Teil der Schweiz. "Journey into a dream" war seine erste LP (von zweien). 1975 wurde die LP veröffentlicht. Die Aufnahmen sind in Vorbereitung zum Reissue auf CD.
Frédy Guye spielte Keyboards, Synthesizer und elektrische Gitarre. Auf beiden LP-Seiten gibt es je einen Track, wobei der Beginn der 2. Seite dort ansetzt, wo die erste aufhört. "Journey into a dream" ist also ein in sich abgeschlossenes Werk.
Dunkel schwebende Orgeltöne führen in die Tiefe der Musik. Das Thema fließt getragen und doch fragil dahin, bis es von einem perlenden Motiv aufgefangen wird, das mit seinem psychedelischen Charakter verspielt und rhythmisch pointiert wie im Wahnsinn klingt. Daraus führt ein entschwebt Space-/Trance-mäßiges Thema, das deutliche Parallelen zu den elektronischen Ausflügen hat, die Pink Floyd auf Ummagumma entworfen haben. Frédy Guye lehnt sich zwar ziemlich deutlich an Ummagumma an, variiert sein Thema aber und führt es weit aus. Die elektrische Gitarre bringt verhallte, phantastische Töne ein, die fließend, in der Tonhöhe mit sanftem Echo schwebend, den elektronischen Raum einnehmen. Das könnte der Soundtrack zu einem Horrorfilm sein, oder aber die Untermalung einer wissenschaftlichen Sendung.
Die Nähe zu Ummagumma kommt immer mal wieder hoch, doch die epische Erhabenheit der folgenden Themen ist ganz anderer Art. Darüber hinaus sind die Harmonien, die Frédy Guye spielt, oftmals klassisch inspiriert. Seine melodischen Entwicklungen tragen viel Spannung mit komplizierten harmonischen Strukturen aus der Klassik. Ein verträumt lyrischer Charakter bleibt die über Dauer beider Tracks erhalten.
Der zweite Track heißt schlicht "2335" (und ist 23.35 Minuten lang). Ein düsteres Fundament lässt die schwerflüssigen Harmonien dicht gefügt und luftig zugleich klingen. Das hat etwas Zeitlupenhaftes, dessen Dramatik meditativen, fast mystischen Charakter erkennen lässt. Und wenn dann ein elektronischer Sturm aufbraust, bekomme ich das Frösteln, so eingehüllt und gefesselt hat mich der Sound. Mit Tangerine Dream und Ähnlichem hat "Journey into a dream" nur wenig zu tun. Zwar ist die Platte sicherlich Teil der elektronischen Musik, doch wenig auf andere Spielarten eingestimmt, es sei denn, auf die von Pink Floyds Ummagumma und das ist nur am Rande elektronisch. Die introvertierte Musik ist zeitlos, sie folgt keinem Stil zu dicht und hat einen überzeugenden eigenen Charakter. Das höre ich mir viel lieber an, als die gefeierten Werke bekannter Elektroniker, weil die Eigenart der seltsam symphonischen Klänge diese nuancierte Verhaltenheit und Hochachtung vor klassischen Strukturen haben.

Schließlich wurden 2006 die beiden langen Tracks der LP von Thors Hammer, einem Tochterunternehmen des Reissue-Labels Garden Of Delights, auf CD wieder veröffentlicht. Im Booklet sind Story der Platte und des Musikers in deutscher, englischer und französischer Sprache ausführlich nachzulesen; Bilder, komplette Diskographie sowie die Coverabbildung aller F.G. Experimental Platten von Frédy Guye ergänzen das umfassend ausgestattete und liebevoll gestaltete Werk. Der remasterte Klang der Aufnahmen ist ebenso überzeugend, wie der beider Bonusstücke, die 1976, zwei Jahre nach Erscheinen von "Journey Into A Dream", als Single veröffentlicht wurden. Die beiden etwa 4 Minuten langen Stücke "Happiness" und "Church" scheinen wie ein Mix aus nachdenklicher Kirchenmusik, was dem der Kirchenorgel nachempfundenen Klang und seines archaischen Klangeindruckes entspricht, und elektronischer Minimalmusik gedacht.
Melodisch eher fröhlich, von einiger Forschheit, aber keineswegs langweilig oder eintönig, spielen beide Stücke eine melancholische, fragile und doch dynamische Note aus.
Besser kann ein CD-Auftritt, und das ist Standard seit Beginn bei Garden of Delights, alter Rockalben nicht sein.

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VM




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