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José Feliciano "10 To 23 / Fireworks" (Sony 1969/70, BGO 2007)
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Der in Puerto Rico geborene und in New York aufgewachsene José Feliciano ist seit Geburt blind. Bereits im Alter von 9 Jahren stand er auf der Bühne. José spielte diverse Instrumente und entschied sich schließlich für die Gitarre. 1963 ging er im Alter von 17 Jahren von der Schule ab, um als professioneller Musiker in Clubs aufzutreten.
Die beiden von Beat Goes On Records digital remastert auf einer CD veröffentlichten Alben "10 To 23" (1969) und "Fireworks" (1970), Nummer 6 und 8 in seiner umfangreichen Diskographie, zeigen Felicianos exzellente Spielfertigkeiten auf der akustischen Gitarre.
Als Kind hatte José Feliciano sich an manchen Tagen bis zu 14 Stunden lang eingeschlossen, um ungestört üben zu können. Diese unvergleichliche Disziplin hat seine außergewöhnlichen technischen und emotionalen Fertigkeiten als Gitarrist und Sänger profiliert.
Seit den frühen 1950er Jahren hatte Feliciano Rockalben gehört, vor dem Plattenspieler gehockt und die Musik in sich aufgesogen. 1969 und 1970 waren ihm die Beatles, Willie Dixon, die Brüder Gibb, die Rolling Stones und weitere aktuelle Rock- und Popmusiker Vorbild. Diverse Stücke der Beatles sind auf beiden LPs zu hören, allein 8 von insgesamt 22 Songs stammen aus der Feder der Liverpooler Rock'n'Roller.
José Feliciano hat seinen eigenen Stil entwickelt. Rock, Blues, Soul, Gospel waren seine stilistische, Musiker wie Astrud Gilberto, Stan Getz, Antonio Carlos Jobim seine handwerkliche Inspiration. Er schuf aus lateinamerikanischen, spanischen und klassischen Stilen seine ganz eigene Fusion. Sein größter Hit wurde das Doors-Cover "Light My Fire", das nicht auf dieser CD enthalten ist.
Die 11 Songs des ersten Albums "10 To 23" sind ganz auf Josés Stimme und Gitarre eingeschworen. Streicher begleiten seinen Gesang, nur sporadisch gibt es ein ganz dezentes Rhythmusspiel. Groß und frei im Raum stehen diese klare, klangvolle Stimme und die nachdenklichen beziehungsweise fingerbrecherischen Gitarrenpartituren. Der einführende Song ist eine der ältesten Feliciano-Aufnahmen überhaupt. "Amor Jibaro" wurde aufgenommen, als José Feliciano gerade erst 10 Jahre alt war. Und schon hier ist seine handwerkliche und emotionale Qualität als Musiker stark zu spüren.
Auf "Fireworks" gibt es eine begleitende Rhythmusfraktion, Feliciano spielt gar ein elektrisches Gitarrensolo. Eröffnet wird das Album mit einer Adaption der Händel-Komposition "Fireworks". Latin Pop und Rock wechseln sich im Anschluss ab. Heute klingen seine Versionen von "I Can't Get No Satisfaction", "She Came In Through The Bathroom Window" oder "Susie Q" uralt und seltsam zeitlos zugleich, der Klang der Streicher und Bläser, die seine Gitarre und die Rhythmuscrew begleiten, hat zwar Patina, die allerdings nicht wirkungslos ist. Die Songs sind nicht kitschig, sondern ein Wink aus einer anderen Zeit, einer anderen Dimension. Felicianos Stimme und sein grandioses Gitarrenspiel allein würden großartig sein, aber die Arrangements darum haben nostalgisches Flair. Irgendwie, nur irgendwie wirken diese Klänge ganz tief.
VM
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