Expain „Just The Tip“ (Eigenproduktion 2014)


Ja, gibt’s denn das? Eine Thrash Metal Band, die so gewaltig an der Jazz-Tube geschnüffelt hat, dass z.B. das Spiel der beiden Gitarristen gewaltig nach Fusion riecht? Klaro, dieser mit Riechwasser gefüllte Kolben trägt den Namen Expain und die Duftnote heißt „Just The Tip“. Die Saiten(zer)pflücker Pat Peeve und Eric Morrison könnten glatt als Eleven des maßlos unterschätzten Guitarwizzards Of Z., Wolfgang Zenk, durchgehen; ihre Leads und Licks machen den Dresch-Metall sehr geschmeidig und verleihen ihm einen Hauch von Galanterie, die in diesem Genre eher unüblich ist. Dave Mustaine, der einen gemeinsamen Instrumen-Tal-Spaziergang mit Pat Metheny für einen Ideenaustausch unter Kollegen nutzt, kann die hier zu Gehör gebrachte Riff-Assemblage approximativ beschreiben. Daniel Brand röchelt und hechelt wie ein Kamel, dessen Reserve-Wassertanks leer sind und bringt damit die teilweise sehr speziellen Texte adäquat zum Ausdruck. Das Rhythmusduo Nikko Whitworth (Bass) und Ryan Idris (Schlagzeug) spinnt dazu einen Notenschleier, der mittels diverser Doppelpass-Grooves klar der Hartwurst-Zone entspringt, aber viele Tempowechsel und Breaks beinhaltet. Sich dermaßen songdienlich in den Vordergrund zu spielen, ist schon eine ganz besondere Leistung und für sämtliche Möchtegern-Basser und -Schlagzeuger nachahmenswert. Dennoch klingt dieses Elaborat gänzlich anders als der Meshuggahsche Kosmos. Für kategorial denkende Menschen sollte ein Mix aus Cynic, Watchtower und Sieges Even eine einigermaßen treffende Umschreibung darstellen. Auch die in den Texten behandelten Themen sind erwähnenswert - exemplarisch sei in diesem Zusammenhang der Song „Don't Worry The Worst Is Yet To Come“ genannt - handelt es sich doch bei dem gemeinen Metalliker entgegen medial lancierten Klischees um einen in hohem Maße denkfähigen Zeitgenossen, der nicht zuletzt aufgrund seiner kritischen Grundhaltung durchaus als konservativ zu bezeichnen ist und sich allein aus diesem Grund nicht in die „linke“ Ablage B drängen lässt. So soll seit vielen Jahren in immer stärkerem Maße von politisch korrekten Menschen das „Normale“ (= einer normativen Ethik Entspringende) pervertiert und das Perverse normalisiert werden; im Satanismus sind derartige Umkehrungen häufig praktizierte Verfahrensweisen. Dadurch möchte man bestehende und sich in hohem Maße bewährt habende Gesellschaftsstrukturen behände umstürzen bzw. privatisieren (Bildungs- und Gesundheitsbereich im Rahmen des TTIP!!!), um hier im Sinne einer neuen Wertordnung - New Worth Order - unter dem Banner des Fortschritts („Es wird alles immer besser!“) noch einschneidender operieren zu können; dessen ist man sich im Metal-Bereich absolut bewusst. Die Welt ist schon lange nicht mehr schwarz-weiß - sie war es übrigens nie - sondern besteht aus sämtlichen Grau-Nuancen, auch wenn dies humanoide Panda-Bären jeglicher Couleur nicht wahrhaben möchten. A Pleasant Shade of Grey - schöne graue Welt. Der von globalen Unter-Wanderern geförderte grausam grell-bunte Mix des ach so freiheitlichen „alles ist erlaubt“ sollte endlich als das apostrophiert werden, was er ist, nämlich ein getarnter Ideoklasmus gigantomanischen Ausmaßes. Nur ein Tipp: Aufwachen und Widerstand leisten - weg mit dem (schlechten) Sch(m)erz – Rock'n'Roll!!!

facebook.com/Expainmetal
Frank Bender



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