Das Label Tone Center steht für Jazzrock/Fusion. Endangered Species ist (k)eine Ausnahme. Die begabten Musiker Jimmy Herring (g, Allman Brothers, The Phil Lesh Led Unit, Phil And Friends, Aquarium Rescue Unit, Project Z), T Lavitz (org, p, Dixie Dregs, Widespread Panic, Jazz Is Dead), Richie Hayward (dr, Little Feat) und Kenny Gradney (bs, Little Feat) sind vor allem im entspannt groovenden Rhythm´n´Blues zu Hause. Doch wer die Band auf Allgemeinplätzen denkt, hat weit gefehlt. Rhythm´n´Blues ist so etwas wie die stilistische Hülle, verziert mit Jazztonica, Funk und einer klaren Essenz aus amerikanischem Rock´n´Roll und Gospel. Gefüllt, lebendig gemacht wird diese äußere Hülle durch improvisativen Jazzrock, der auf erstaunlich komplexem Rhythmus groovt, als könnte tanzbarer keine andere Musik sein. Das hat keine Ähnlichkeit mit Popmusik oder der immer beliebter und beliebiger werdenden Dance-Rock-Schiene, sondern klingt erdig, erwachsen, nüchtern und trunken zugleich. Entspannt groovend, locker inszeniert mit lässigen Songideen (ausgezeichnete Kompositionen!), die von jazzverliebtem Bluesrock triefen, taumeln die Stücke da vor sich hin. Die Gitarre übernimmt die Führung und da stockt der Atem: solch abstrakte Melodie in diesem Gewand? Die Gitarre setzt schräge Eckpunkte, Pointen und Grimassen und verzaubert grandios. Viel von den Allman Brothers klingt durch, die guten alten Ideen, die Anfang der 70er Jahre so großartig klangen. Immer ein wenig neben der Spur, immer mit mehr Charakter als andere Bands. "Endangered Species" soll kein überaus anspruchsvolles Album sein (obwohl es das ist) und es besteht nicht aus purem, abstrakt technischem Jazzrock. Es sind 9 Songs, die schön anzuhören sind, selbstbewußt, fett und frech mit Augenzwinkern, und die vor abstrakten Soli und Improvisationen nur so strotzen und Free Form Bandausflüge als Happening nehmen. Diese grandiose Lässigkeit ist ein intelligenter Leckerbissen. Dringende Empfehlung!
VM
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