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Empty Days "Empty Days" (AltrOck Productions 2013)


Stochastisch betrachtet geht dieses Projekt gegen Null. Nicht, was den kompositorischen Inhalt betrifft. Sondern Lautstärke, Rock, Emotions-Push. Zumindest im Vergleich zu anderen Projekten der Komplexprogisten Paolo ‚Ske' Botta und Francesco Zago. Empty Days entkernen Gentle Giant und streben in deren Kompositions- und Arrangementlehre (instrumental wie vokal) zu ambienter Lyrik, die gegen den stärksten Ausdruck strebt, ästhetische Progressive Rock-Muster transportiert und nur eines sein will: Schöngeistigkeit auf höchster Ebene. Durch Meditation in Trance. Die Songs hauchen mehr, als dass sie singen. Und gesungen wird hinreißend: einmal mehr im esoterisch geistigen Erbe von Gentle Giant.
Erstaunlich vor allem, was Francesco Zago und Paolo Botta da an Kreativität entwickeln. Wie viele Alben hat das Duo, haben beide in gemeinsamen wie getrennten Bands/Projekten eingespielt/veröffentlicht? Was ist da noch? Was kommt als Nächstes? Die beiden italienischen Musiker legen die Messlatte für Progressive Rock hoch und treiben stets neue Blüten, die jeweils neuen, anderen stilistischen Ausdruck haben und ästhetische Muster auf hohem Niveau verweben, die ähnlich schon vielfach flach ausgeführt waren.
Die 14 Songs auf "Empty Days" sind verführerisch. Da treffen neumusikalische Kompositionsmuster, psychedelische Verwerfungen, abstrakte (Dis-)Harmonien, erlesene Instrumente und perfekte musikalische Meisterschaft aufeinander, Progressive Rock neu zu definieren. Wobei: Rock ist das nicht. Nicht nur in "Flow My Tears", das als einzelnes Stück besonders hervorsticht, und zwischen höfischem Lied, vormittelalterlicher Folklore und Minnegesang zu verhalltem Madrigal wird (und das mich stets an Focus' Hamburger Concerto erinnert), gibt es no rock. Niente. Zero Rock'n'Roll.
Opener "Two Views on Flight" ist die ‚stärkste', lauteste Nummer, und schon hier wird balladesker Ausdruck groß geschrieben. In der Folge werden Empty Days stets stiller, lyrischer, leiser, harmonischer, bis die Songs wie Hauch, Nebel wirken, nicht wie elementarer Klang, sondern wie geträumte Impression. Um den Hörer bewusst zu täuschen und nicht in illusorischen Sound zu kuscheln, legen Empty Days mit "Waiting fort he Crash" zwei Tracks vor Ende der CD die Antithese vor: Stille und Krach in auffahrendem Chaos vereint. Wie schrill die Idee in diesem Umfeld wirkt, obschon kaum extrem ausgeführt!
Fast möchte ich entnervt die CD samt Booklet wegschmeißen: da sind Vibraphon, Mellotron, Cello aufgeführt - zudem Rockinstrumentarium. Und dann dies: schwermütige Balladen. Nix schicke Progkomplexe! Der Italiener im tiefsten Winterskandinavien gefangen. Keine Expression, kein Rock, kein Jazz, keine Komplexe! Mancher Track esoterische Schwafelei, kineastischer Bombast ("Ananke"), schwelgerische emozione!
Ja, genau, darum geht es. In den 60:58 Minuten (minus 8 Nixminuten nach dem letzten Track) ist alles soft und kuschelig, ohne Pop oder Kitsch zu sein. Empty Days probieren leichte Musik aus Sicht derer, die nur edelste Musik machen wollen und können. In ihrer eigenen Ästhetik.
Bandname, Cover, Idee - Projekt raffiniert und überraschend. Gelungen.

altrock.it
VM



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