Embryo "Wiesbaden 1972" (Garden of Delights 2008)

Wenn Joy Unlimited aus progressiv-komplexer Sicht die besten Platten auf Garden of Delights haben, gehören die Alben von Embryo aus Krautrock-Perspektive zu den feinsten Veröffentlichungen. Dabei ist nur ein originales Album remastert im Labelkatalog enthalten, andere historische Alben der Band sind von anderen CD-Labels aufgelegt worden.
Nach dem Livealbum "Bremen 1971" und "Father Son And Holy Ghosts" (1972), die beide im Jahr 2003 von GoD auf CD veröffentlicht worden sind, ist nun ein weiteres Konzert auf CD zu hören. Die 7 Songs wurden von Muck Krieger, der damals einige Konzerte (Guru Guru, Cosmic Circus, Epsilon, Quintessence, Genesis, Finbar & Eddie Furey, Edgar Broughton Band) mit - was zu hören ist - gutem Equipment aufzeichnete, am 17.12.1972 mitgeschnitten, als Embryo sich den Abend mit Aus dem Nichts teilten, die für die CD auch einen Song beisteuern, das als Bonustrack gelistete, zwölfeinhalb Minuten lange "Clockwork blue".
Die 7 Konzertsongs gehen ineinander über, sind quasi ein Block, der auf der CD in 7 Tracks portioniert wurde. Die Band spielt nichts wie im Studio und nicht nur von LP bekannte Songs. Christian Burchard eröffnet mit der "Ouverture Marimbasaz" über 7 psychedelische Minuten einen spacigen Ritt in den Embryo-Kosmos aus ethnischen, weltmusikalischen, psychedelischen Jazzrock-Klängen. Während die ersten beiden Stücke manisch monoton aufgebaut sind, sind die vier weiteren Songs, mit langen Jazzsoli und -improvisationen von Keyboard und Gitarre, weitaus differenzierter aufgebaut. Allgemein herrscht aufgeregte, nervöse Stimmung, teilweise geht es ordentlich laut und heavy zu, die Keyboards dröhnen und das illustre Rhythmusspiel aus Perkussion, Marimba und Schlagzeug, das sich Christian Burchard und Klaus Götzner teilen, donnert wie Gewitter. Die Gitarrenklänge schneiden scharf in die Gehörgänge, für Spezialisten ein außergewöhnlicher Genuss (ganz ohne SadoMaso-Faktor…). Die monoton röhrende Grundstruktur des Konzertes hat fast minimalistische Qualitäten, wird psychedelisch wabernd ausgeführt. In aller epischen Laune ist die Band konzentriert, unterstützt die Melodiker, Solisten und Improvisationslüstlinge grandios. Gesang gibt es nur hier und da einmal, eher nach Laune eingebracht.
Illustres Konzert, das dank Muck Krieger nicht im Rausch des Abends verglühte, sondern für uns Nachwelt erhalten geblieben ist. Aus dem Nichts sind mit ihrem FreeRock-Song wohl auch deswegen auf der CD enthalten, weil der Ex-Embryonale (wenn diese dumme Abkürzung gestattet ist) Hansi Fischer, der für den letzten Embryo-Song zur seiner ehemaligen Band auf die Bühne kam, damals in Aus dem Nichts spielte.
Die Historie der Band zu Zeit des Konzertes, die Umstände des Abends und der Aufnahme sind ausführlich im umfangreichen Booklet nachzulesen, das mit technischen Angaben, Diskographie, Bildern und LP-Covern viele weitere interessante Angaben enthält.

ragazzi-music.de/embryo.html
ragazzi-music.de/embryo04.html
diregarden.com
milestone-mailorder.com/pg/d/catalogue.asp
VM




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