Embryo "Father Son And Holy Ghosts" (Garden Of Delights 2004)

Nach Opal (1970) und Embryo´s Rache (1971) gingen Embryo Ende 1971, Anfang 1972 ins Studio, um neue Songs aufzunehmen. United Artists, bei denen Embryo unter Vertrag waren, gefielen die Aufnahmen jedoch nicht, die Stücke klangen zu sehr nach "Negermusik" (daraus wurden 1973 "Steig Aus" und "Rocksession" - beide auf Brain). Also mussten Embryo wieder ins Studio. Die Stücke für "Father Son And Holy Ghosts" wurden im März 1972 eingespielt und im gleichen Jahr veröffentlicht. Den Auftakt macht das kratzbürstige "The Special trip" mit kompliziertem Rhythmus und fantasievollem Geigespiel. Ein fabelhafter Auftakt! Im Anschluss kommt das entspannte "Nightmares" als nur knapp einminütiges Fragment. Völlig unverständlich, warum die Band dieses harmonische Motiv nicht weiter ausgebaut hat, das Ende kommt voreilig und hinterlässt dadurch einen schalen Eindruck. "King Insano" ist das Highlight der LP. Bass, Gitarre, Flöte und Saxophon bauen eine grandiose Stimmung. Das ist perfekt gemacht und steigert sich unglaublich mit dem harten Rockauftakt. Auch diesen vitalen Song bringen Embryo zu schnell zu Ende, das Thema hätte viel tiefer ausgebaut werden können. Da ist so einiges nicht zu Ende gedacht und gespielt worden. Schade, die Idee gibt so viel und die Band macht so wenig daraus.
"Free" ist wieder so ein fabelhaftes Stück. Toller Rhythmus, eigenwillige und höchst spannende Melodiearbeit, variationsreiche Improvisation. Die lyrische Stimmung, die übrigens über dem ganzen Album steht, vertieft sich in bizarren Mustern. Das anschließende "The Sun Song" ist improvisativ und transportiert weltmusikalische Ansätze. Die Musik ist sehr lebendig und beschwingt, verliert auf Dauer aber Dynamik und Intensität. "Marimbaroos" ist sehr poetisch, die pure Entspannung, angenehm gezeichnet. Schönes, aber wieder sehr kurzes Stück. "Forgotten Sea", das fabelhaft von Marimbas untermalt wird, ist ordentlich jazzlastig und hat eine starke, dynamische Aussage. Das Thema wird frei bearbeitet, über die 9 Minuten bleibt der Song improvisativ, romantisch und melancholisch, verspielt und kunstvoll, eine Meisteridylle. Ein durchdachtes, intensives Stück mit einem toll akzentuierten Rhythmus.
Als Bonus ist der CD das 20minütige "You don´t know what´s happening" angehängt, das am 23.10.1970 beim 3. Essener Pop- und Blues-Festival in der Gruga-Halle in Essen gespielt wurde (übrigens das einzige von Embryo anlässlich dieses Festivals gespielte und auf Band erhaltene Stück - die restlichen Aufnahmen wurden später, Frevel!, gelöscht). "Father Son And Holy Ghosts" bleibt als begnadetes und jetzt perfekt wieder aufbereitetes Album erhalten. Es zeigt, dass Embryo eine ausgezeichnete, inspirierte Band war, die dennoch nicht alle eigenen Ideen bis zum Ende durchdachte und manches verkümmern ließ. Trotzdem ein Highlight. Das ansprechende und ausführliche Booklet, wie üblich bei Garden of Delights, ergänzt die Veröffentlichung ausgezeichnet. Kann ich nur empfehlen.

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VM



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