Ekseption "3 Originals" (Universal 2004)

Warum diese Produktion "3 Originals" heißt, geht mir nicht ein. Auf den beiden CDs werden die ersten 4 Alben der holländischen Klassikrock-Experten Ekseption wieder veröffentlicht. Als Zusatz steht klitzeklein auf dem Cover "+ Album: Ekseption 00.04" - da hat sich ein ganz Gewitzter was Schlaues ausgedacht! Wie dem auch sei, den historischen Klassikrockern ist es CD-technisch bisher schlecht ergangen, Best of und Live-Aufnahmen standen in den Verkaufsregalen. So ist es nur zu begrüßen, dass die Truppe endlich ihre kompletten ersten Alben auf CD vorlegen kann.
Allgemein bekannt ist die Band für ihre Adaptionen klassischer Hits. Die Arrangements von Ekseption sind einmalig. Da läuft Beethoven in ein Jazzmotiv aus, führt eine Bach-Komposition in komplexen Rock, lädt Khachaturian zu einem hektisch-fröhlichen Pop-Ausflug ein. Das alles ganz natürlich, als sei es nie anders gedacht gewesen. Die dynamische Band weckt alle Lebensgeister. Die Songs machen ungemein Spaß.
Doch an Ekseption schieden sich die Geister. Während die Holländer den Einen zu weich waren, mochten die Nächsten den Jazz nicht, die große Masse der Fans der Band ließ sich vom breiten Spektrum hingegen gut unterhalten. Sicher, die Arrangements waren nie sehr avantgardistisch oder auch progressiv (äh, im eigentlichen Wortsinn, den es damals noch gab…). Die Truppe hatte keinen Spaß daran, ihre klassischen Vorbilder zu "verschrägen", zu modernisieren. Sie machten daraus hinreißende kleine Popgemälde, immer mit dem notwendigen Zacken Eigensinn.
Johann Sebastian Bach hatte es Rick van der Linden, dem Kopf von Ekseption, besonders angetan. Weniger wurden seine Eigenkompositionen bekannt. Dabei bringen gerade die Songs, die Rick van der Linden geschrieben hat, einen ausgezeichneten Kontrast in das klassisch adaptierte Programm. Und gerade hier gibt es das schrägere, ausgeflipptere Material zu hören, die Eigenwilligkeit früher symphonischer Rockmusik, den Drive des (moderaten) Modern Jazz.
Das erste Album, einfach "Ekseption" getauft, war fast vollständig von klassischen Adaptionen geprägt. Ganz anders das 2. Album "Beggard's Julia's Time Trip", das zum großen Teil von Kompositionen aus der Feder von Rick van der Linden bestimmt war. "Ekseption 3" wog das Repertoire weitgehend aus, während "Ekseption 00.04" wieder vor allem Rick van der Linden zu danken ist. Keine Frage, die Ekseption-Variationen der klassischen Vorbilder gehen runter wie Öl (geht Öl runter? Was für Öl geht runter?!). Zwar sind die Stücke nicht zu leichthändig inszeniert worden und haben so manche komplizierten Ecken und Kanten, Ausbrüche zum Jazz, in den Rock, doch die magischen Kompositionen fanden im Pop-Kleid eine erstaunliche Erneuerung und bezaubern noch heute auf breiter Front, und längst nicht nur Rocker.
Wenig schön ist, dass die LP-Cover, nicht nur klein abgedruckt, sich teilweise überlappen. Das macht keinen guten Eindruck und sieht billig aus. Ganz anders der Klang der Produktion, der fabelhaft remastert wurde. Hoffentlich werden auch die späteren Alben der Band wieder aufgelegt. Ekseption darf man lieben.

universalmusic.nl
VM



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