John Edmonds "When Schemes Come True" (Eigenproduktion 2003)

"Prequel" steht im Promoflyer zu John Edmonds neuer CD "When Schemes Come True". Hollywoods Promotiontüftlern ist mit diesem Begriff wahrhaft ein Knüller gelungen, denn leichter und knapper ließe sich nicht ausdrücken, was dieser Begriff meint: der Nachfolger, der eigentlich der Vorgänger ist. "When Schemes Come True" hat John Edmonds bereits 1991im Alleingang in Claremont, Californien eingespielt. Bisher gab es das Album nur als Kassette, für den CD-Release hat John Edmonds die Aufnahmen überarbeitet und präsentiert die 6 Songs nun in einem ausgezeichneten Soundbild. Die Songs sind mit Gitarre und "elektronischem Orchester", dem Syntheziser, eingespielt worden. John hat die komplizierte Arbeit ganz im Alleingang bewältigt, er spielte die Instrumente, programmierte den Schlagzeugcomputer, machte Aufnahme und Mix. Lediglich das Mastern gab er aus den Händen. "When Schemes Come True" ist eine düster-eiskalte Symphonie, die auf der einen Seite stark klassisch geprägt ist und ungemein kräftige orchestrale Sätze transportiert. Auf der anderen Seite spielt John harmonische Jazzrock-Läufe, die in Symphonic Rock gipfeln. Die Stücke sind episch angelegt, praktischer Rhythmus findet wenig statt, großflächige symphonische Arrangements bestimmen das melodische Geschehen. Die Syntheziser-Töne sind einem großen Orchester nachempfunden, das einzelne Instrumente melodiebestimmend führt und andere Stimmen breite (Streicher-)Arrangements gestalten läßt. Die Stimmung ist zumeist eisig, dramatische tiefe Töne reizen Haut und Sinne zum Frösteln, die Moll-lastigen Epen sind das tonale Abbild schneebedeckter Naturlandschaften. Und in der Tat ist John Edmonds, der seit einigen Jahren in Alaska lebt, von Kälte und Schnee begeistert. Die Songs seines letztjährigen Albums "Subzeronic" waren nach den kältesten Punkten der Erde benannt. In der Artist-Bio steht gar: "No matter how cold it gets, he never wears a coat." Die hauptsächliche Orientierung auf orchestrale Sounds läßt den Jazzläufen wenige Möglichkeiten, die rhythmische Arbeit ist eher verspielt und locker, als dass sie mit konkretem, forschem Rhythmus herausfordert. Wenn John auf der Gitarre soliert, sind die kühlen Soli grandios und beeindruckend. Im Klang allerdings ist die Gitarre sehr "dünn" eingestellt, so entwickelt sich kein voller, raumgreifender Sound, sondern ein Faden von Klang, der hell, fragil und schneidend ins Ohr geht, ohne voll überzeugen zu können. "When Schemes Come True" ist ein symphonisches Werk mit gelegentlichen Ausflügen in den Jazzrock-Bereich. Tief klassisch inspiriert und orientiert ist dieses 6-teilige Epos eine Liebeserklärung an schneebedeckte Landschaften (erstaunlich nur, dass John das Werk eingespielt hat, als er noch im warmen Californien lebte). Zudem erinnern sie an Filmmusik. Ihre Spannung würde fantastisch als Background zu düsteren Krimis passen. Trotz der klanglichen Einschränkungen, die John Edmonds absichtlich so gestaltet hat, ist die Produktion ein überzeugendes, eigenständiges Werk.

johnedmonds.net
VM



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