Echolyn "mei" (Velveteen Records 2002)

Nachdem Echolyn wieder unter ihrem Bandnamen firmieren, haben sie "Cowboy Poems Free" (2000) veröffentlicht. Jetzt erscheint 2 Jahre später "mei", ein Album aus nur einem Song bestehend. 50 Minuten lang entfaltet sich ein dicht inszeniertes, kompaktes, sehr komplexes und bei öfterem Hören immer mehr als Meisterstück offenbarendes Werk, das wie nie zuvor künstlerische Struktur und Ambition vermittelt. Unwillkürlich eröffnet sich der Gedanke, dass Echolyn nie zuvor so anspruchsvoll und authentisch gearbeitet haben. Schon immer waren Echolyn die "Komplexen", ihre Songs von vielfältiger und reichhaltiger Ideenfülle. "mei" zeigt die Band gereift. Der Anspruch der Band scheint sich verdoppelt zu haben. Zwar ist die Nähe zu Gentle Giant nicht mehr stets auszumachen. Doch das Vorbild hat sich tief in Echolyn eingebrannt. Die Vielschichtigkeit der Arrangements, selbst in kargen Momenten zu spüren, zeigt eine raffinierte Band, die präzise und differenziert arbeitet und nur allerbeste Einspielung/Idee/Komposition zuläßt. "Cowboy Poems Free" klingt im Vergleich zu "mei" popbedüselt. Stellenweise brechen in "mei" gar avantgardistische Züge durch, wenn das Keyboard über dem heftigen Rocker ein jazzig-schräges Motiv illustriert. Die Band hätte "mei" unterteilen können, es gibt Melodie- und Rhythmuswechsel, die das zulassen. An einigen Stellen verebbt die Musik gar und als beginne ein neuer Song, ist die anschließende Komposition völlig andersartig. Jedoch Echolyn haben das nicht gemacht. Sie haben "mei" zu einem Stück verschweißt, ohne Möglichkeit, im Song zu springen. Der Hörer ist dem kompletten Werk ausgeliefert. Zuerst mag dies erschöpfend wirken, doch wer diesem Anspruch nicht flieht, wird erstaunliches erfahren. Denn die eben noch unterschiedlichen Motive erweisen sich als Unterkapitel in einem Werk, die Dynamik antreiben, Motive verschwinden und wiederkehren lassen und Ruhepunkte zwischen die kräftigen und teils nervös schnellen Passagen streuen. Wer es leicht mag, wird seine Schwierigkeiten haben. Doch wer - und das ist ja wohl im Progressive Rock der Fall - komplizierte und schwere Musik hören will, ist nirgendwo besser aufgehoben als bei Echolyn.

echolyn2000.com
VM



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