Technik



Dualaty / Fender SRV Strat Gibson / Jimmy Page Les Paul

Der eine steht für Texas Blues, und der andere für British Heavy Rock. Vorgestellt müssen Stevie Ray Vaughn und Jimmy Page wohl nicht! Ebenso wenig ihre Hauptinstrumente, die beide Mitte der 90er schon mal als Signature Instrumente von Fender und Gibson aufgelegt wurden. Die Rede ist hier natürlich von Stevies No 1 Strat und Jimmys No 1 Les Paul.
Der Unterschied ist diesmal, dass beide via Custom Shop noch mal aufgelegt werden. Jeder Kratzer, jede Macke wird bei dieser peniblen Kleinarbeit rekonstruiert. Und zwar dermaßen perfekt, dass Antiquitätenhändler aus aller Welt schon überlegen, in den jeweiligen Custom Shops in die Lehre zu gehen, um in Zukunft IKEA Kommoden noch authentischer in 400 Jahre altes, großherzogliches Schlossmobiliar zu… äh… verwandeln!
Geschichtlich interessant wäre auch, dass diese kosmetische Alterung des Instruments auf Keith Richards zurückzuführen ist (nee, der sieht aber jetzt in echt so aus! L.L.). Jener nämlich, wollte damals für die Voodoo Lounge Tour der Stones nicht seine heiß geliebten Originalgitarren aus dem Baujahr 63 (Fender) und 59 (Gibson) mitnehmen. Ergo ließ er sich von den jeweiligen Custom Shops seine Lieblinge exakt nachbauen, inklusive Macken und Dellen. Das nennt sich dann "aged". So, fangen wir mit der Fender an:
2003 kontaktierte der Fender Custom Shop Jimmy Vaughn, um die No 1 Strat seines verstorbenen Bruders nachzubauen. Jimmy willigte ein und No 1 wurde in der Werkstatt auseinander genommen, photographiert und analysiert. Genug Erfahrung hatte man ja mit der Relic Serie, sowie der Muddy Waters Telecaster und der Rory Gallagher Strat. Diese sehen den Originalen nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sondern klingen auch so.
Vergleichphotos und Rumgetaschte meinerseits belegen dies. Basierend auf einer 63er Strat mit der 62er Hals fertigte Master Luthier John Crux die auf 100 weltweit limitierte Tribute-Serie und wie eingangs erwähnt achtete man penibel auf jede Kleinigkeit. Abweichend vom Original sind nur die Texas Special Pickups und das Pao Ferro Griffbrett, die hatte Stevie Ray aber schon zu Lebzeiten für seine Signatureguitar abgesegnet. Beim verwendeten Holz wurde auch auf Gewicht und Maserung geachtet, sowie die "Custom" und "SRV" Sticker. Die Detailtreue geht hier soweit, dass auch die (von SRV höchstselbst) stümperhaft ausgeführte Vibrationsmodifikation original übernommen wurde. Dass die Klampfe mit den fetten Saiten des Texaners bestringt ist, versteht sich von selbst! So muss man bei dieser Strat um wirklich jeden Ton kämpfen. Aber auch Stevie Ray erzielte seinen Ton durch Blut, Schweiß und Tränen!
Kommen wir nun zur Dame mit dem geilen Arsch (literae non erubescunt! L.L.). Gemeint ist hier natürlich Jimmys No 1 Les Paul (wer sonst? L.L.), die er damals von Joe Walsh geschenkt bekam. Das muss man sich mal vorstellen, eine 1958er Les Paul Standard… verschenkt!!!! Joe, was ist mit mir? Komm ey, nur zum Geburtstag, Kumpel (04.12., by the way! Das Datum wird man sich doch in gewissen Kreisen merken können!! L.L.)! Kannste auch auf Karte kaufen!
Also, Jimmys Paula basiert auf No 1 und wird in 3 Auflagen angeboten:
Variante 1.
25 von Jimmy Page selbst gespielten Paulas nebst Autogramm für 23.000 $, wobei streckenweise Gebote von bis zu 90.000 $ existieren.
Variante 2.
150 limitierte Klampfen zum Schnäppchenpreis von 16.400 $ ohne Autogramm, aber auch Tom Murphy aged. Nä, sowat von günstig, und damit treibe ich mich selbst in den Ruin (DIE ZEIT DAFÜR IST NOCH NICHT GEKOMMEN! L.L.).
Variante 3.
Unlimitiert, die Standardserie. Sie beinhaltet die Halsmaße und Spezialelektronik von No 1.

Ein Epiphone Low Budget Serie ist mit Sicherheit schon in Planung. Die Erfolge von den Joe Perry und Zakk Wylde Modellen liegen dieser Schlussfolgerung nahe!
Genau wie das SVR Modell geht auch Gibson ganz nah an das Original. Hier mit Jimmy höchstselbst als Supervisor. Alle Maße, Macken und Kratzer wurden exakt übertragen und auch die Custom Electronic wurde genauestens kopiert. Herr Page hat ja unter dem Schlagbrett zwei Tastschalter, um Singlecoil und Out Of Phase Sounds zu realisieren.
Bei seinem 90er Modell wurde das noch mit Push/Pull Potis bewerkstelligt. Hier also eine klare Annäherung an das Original. Sämtliche Hölzer wurden handselektiert und nach Gewicht, tonalem Verhalten und Aussehen bewertet und verbaut. Tonabnehmertechnisch werden hier die absolut grandiosen Burstbucker Pickups verwendet. Auch hier eine Aufwertung seitens Jimmys. Die Pickups wurden nach seinem Gehör und alten Led Zep Platten überarbeitet. Gibson, Tom Murphy und Jimmy Page leisteten hier ganze Arbeit. Ebenso wie bei Fender wurde das Klassenziel erreicht und der gut betuchte Käufer hat einen Eindruck davon, worauf Jimmy und Stevie Ray sich wohl fühlten.
Bevor ich hier die technischen Details aufliste, möchte ich einen kleinen Denkanstoß geben!
Bei einer Gitarre ist, genau wie bei einem Auto, der erste Kratzer der Schlimmste. Was aber, wenn man für weit über 10.000 Öre eine zerkratzte Klampfe kauft? Und jeder Kratzer, jede Beule ist so authentisch, dass es nach Geschichte riecht! Wie ist dann der erste eigene Kratzer zu bewerten?
Außerdem Bezug nehmend auf das Stevie Ray Modell: zeitgleich mit dem 90er Signature Modell, das auf der Frankfurter Musikmesse Premiere feierte, stellte auch ESP die Arbeiten seiner Zupfinstrumentenbaumeister aus. Darunter auch eine originalgetreue Kopie des Stevie Ray Vaughn Modells. Also Fazit:
So neu ist die Idee auch nicht. Egal, schön sparen, dann freut sich der Hans Eichel!

Technische Daten:
Fender Strat:
Erlebody, Ahornhals, 21 Bünde, Pao Ferro Griffbrett, Lefthand vintage Tremolo, 3 Texasspecial singlecoils, schwarzes Schlagbrett (dreischichtig), 1 Volume, 2 Tone, 250 K Potis, Custom Shop handmade.
Jimmy Page Les Paul:
Mahagonibody, Ahorndecke, Mahagonihals, Palisandergriffbrett, 22 Bünde, 2x Burstbucker Pickups (customized), 2x Volume, 2x Tone, Custom Shop handmade.

Dieses Wissen ist eine freundliche Leihgabe des ehrenwerten Herrn Michael KrAMPe
Lutz Lektor




Zurück